Was passiert, wenn Individuen in engen, geschlossenen Räumen mit kaum persönlicher, sondern standardisierter, fest verankerter, textilloser Ausstattung leben, in denen sie einer permanenten Überwachung und Kontrolle sowie streng geregelten Tagesabläufen ausgesetzt sind?
Mascha Dilger untersucht die Parameter sanktionierender Räume: Besuche in unterschiedlichen Justizvollzugsanstalten und Interviews mit ehemaligen Inhaftierten werden in der Rauminstallation 7qm - Innen(an)sichten verarbeitet. Realitäten eines vor der Gesellschaft verborgenen und von ihr verdrängten Ortes werden offengelegt.
Die Arbeit beleuchtet, wie aus einem fremdbestimmten, rasterartigen Alltag einer totalen Institution, Versuche der geistigen Flucht und der Selbstbestimmtheit hervorgehen können. Es werden ortsspezifische und subkulturelle Erscheinungsformen betrachtet, die als Überlebensstrategien zu verstehen sind.
Beschreibung (en)
What happens when individuals live in narrow, confined spaces with hardly any personal but standardized, firmly anchored, textile-less furnishings, in which they are exposed to permanent surveillance and control as well as strictly regulated daily routines?
Mascha Dilger investigates the parameters of sanctioning spaces: visits to various prisons and interviews with former inmates are processed in the spatial installation "7qm - Innen(an)sichten". Realities of a place hidden from society are revealed.
The work illuminates how attempts of mental escape and self-determination can emerge from the grid-like everyday life of a total institution. Site-specific and subcultural manifestations are considered, which are to be understood as survival strategies.
"Über das Bekämpfen der Angst (vor der Welt)" ist eine spekulative Videoarbeit, die ein Spektrum von Phänomenen rund um Karten, Angst, Krieg, Reisen und den Körper abdeckt, wobei der Schwerpunkt auf der Praxis der Kartierung als Instrument zur Unterdrückung und Kontrolle von Land und Menschen liegt. Das Video versucht, einen Rahmen für das Thema zu schaffen, indem es viele verschiedene Geschichten zu einem Cluster zusammenführt, der vielleicht nicht repräsentativ ist, aber einige Teile des Themas beleuchtet. Ästhetisch und strukturell ist das Video von Rollenspielen, der Pre-Vis-Technik (die in Filmproduktionen verwendet wird) und Found Footage inspiriert. Das Szenario ist in einer fernen Zukunft angesiedelt, in der Klimawandel und Massenaussterben längst ihre Auswirkungen gezeigt haben und die Bestien, die vor der großen Kolonisierung über das Unbekannte wachten, zurückgekehrt sind. In der Rolle der Hauptfigur sucht der Zuschauer, angeleitet von einem Erzähler, nach Überresten der alten Welt, um zu verstehen, warum alles kartiert werden musste.
Beschreibung (en)
"About Fighting the Fear (of the World)" is a speculative video work that covers a spectrum of phenomena around maps, fear, war, traveling, and the body, with a focus on the practice of mapping as a tool to oppress and control land and people. The video attempts to frame the issue by bringing together many different stories to create a cluster that may not be representative but illuminates some parts of the issue. Aesthetically and structurally, the video is inspired by role-playing games, pre-vis technique (used in film productions), and found footage. The scenario is set in a distant future in which climate change and mass extinction have long since had an impact and beasts that used to watch over the unknown before the big colonization have returned. As the main character, the viewer searches for remnants of the old world, guided by a narrator, in order to understand why everything had to be mapped.
Mit einer Kombination aus praktischen, experimentellen und forschungsbasierten Ansätzen und einem Fokus auf Materialien untersuchten Studierende und Lehrende im Seminar Afterfire unsere Beziehung zum Feuer im Laufe der Geschichte und im Vergleich zu heute. Geleitet von den Gastprofessoren Paco Boekelmann und Kevin Rouff von Studio Thusthat fand das Seminar im Wintersemester 2022/23 an der HfG Karlsruhe statt.
In einer Zeit von Kriegen, knappen Energieressourcen und der Klimakrise konzentrierte sich das Afterfire Seminar auf unsere besondere Übergangszeit, in der wir uns (theoretisch) von fossilen Brennstoffen entfernen und nach neuen Feuerquellen suchen. In Vorträgen, Gastvorträgen, Ortsbesichtigungen, Workshops und Einzelarbeiten untersuchten Studierende und Lehrende die Nutzung von Feuer und verschiedenen Brennstoffen im Laufe der Jahrhunderte und konzentrierten sich dabei auf das, was nach dem Feuer übrig bleibt - die Asche.
Nach einem Besuch des Kohlekraftwerks im Karlsruher Rheinhafen organisierte Studio Thusthat einen Workshop, um den Vorläufer der Steinkohle zu erforschen: die Holzkohle. Die Studierenden schufen Werkstücke, hauptsächlich aus Holz, und bauten einen Ofen, in dem alle Objekte am letzten Tag des Workshops ohne Sauerstoff gebrannt wurden, so dass sie zu Holzkohle wurden.
Der zweite Workshop konzentrierte sich auf die drei "neuen" wichtigsten alternativen Brennstoffsektoren: den Bereich der holzigen Biomasse, den Bereich der landwirtschaftlichen Nebenprodukte und den Bereich der Energiegewinnung aus Abfällen. Zwei Tage lang analysierten die Studierenden in Gruppenarbeit die repräsentativen Brennstoffe Holz, Stroh und Siedlungsabfälle im Hinblick auf die vielen Nuancen, die für und gegen ihre Nutzung als Energiequelle sprechen.
Neben und in Verbindung mit den Workshops wurden im Laufe des Semesters individuelle studentische Projekte entwickelt, die auf den Recherchen von Studio Thusthat aufbauten und eigene Prozesse, Phänomene, Effekte oder Zusammenhänge von Feuer theoretisch und praktisch erarbeiteten.
Am Ende des Semesters wurden alle studentischen Projekte in einer Ausstellung im Lichthof der HfG Karlsruhe präsentiert, wo die Projekte der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Eine Auswahl der Projekte, an denen die Studierenden über das Seminar hinaus weitergearbeitet haben, wurde beim Rundgang und bei der Karlsruher Museumsnacht 2023 ausgestellt.
With a combination of practical, experimental and research-based approaches and a focus on materials, students and teachers in the Afterfire seminar examined our relationship to fire throughout history and in comparison to today. Led by guest professors Paco Boekelmann and Kevin Rouff from Studio Thusthat, the seminar took place in the winter semester 2022/23 at the HfG Karlsruhe.
In a time of wars, scarce energy resources and climate crisis, the Afterfire Seminar focused on our particular transitional period in which we are (theoretically) moving away from fossil fuels and looking for new sources of fire. Through lectures, guest talks, site visits, workshops and individual work, students and teachers explored the use of fire and different fuels over the centuries, focussing on what remains after the fire - the ash.
Following a visit to the coal-fired power station in Karlsruhe's Rheinhafen, Studio Thusthat organised a workshop to explore the precursor to hard coal: charcoal. The students created workpieces, mainly out of wood, and built a kiln in which all the objects were burnt without oxygen on the last day of the workshop, turning them into charcoal.
The second workshop focussed on the three "new" main alternative fuel sectors: the woody biomass sector, the agricultural by-products sector and the waste-to-energy sector. For two days, students worked in groups to analyse the representative fuels wood, straw and municipal waste with regard to the many nuances that speak both for and against their use as an energy source.
Alongside and in conjunction with the workshops, individual student projects were developed throughout the semester, which built on Studio Thusthat's research and worked out their own processes, phenomena, effects or connections of fire in theory and practice.
At the end of the semester, all student projects were presented in an exhibition in the Lichthof of the HfG Karlsruhe, where the projects were explained and shown to the public. A selection of the projects on which students continued to work beyond the seminar was exhibited during the Rundgang and at the Karlsruhe Museumsnacht 2023.
In der Magisterarbeit „all the good girls go to hell – Zur Widerständigkeit in der Figur der Hexe“ untersucht Louisa Raspé den Begriff der Hexe und die in der Figur existierende Ambivalenz. Ausgehend von der Unterscheidung von der „Hexe“ als negative Fremdbezeichnung und der »Hexe« als positive Selbstbezeichnung, sowie der damit zusammenhängenden Machtaspekte, beschäftigt sich diese Arbeit mit der Frage nach Subjektkonstruktionen und den Subjekten der Geschichtsschreibung im Gegensatz zu Erzählungen. Es geht um die Hexe als Figur der Übergänge und Grenzüberschreitungen, sowie ihren Beitrag zu gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Umbrüchen im westeuropäischen Kontext. In dieser Arbeit geht es darum eine kritische Perspektive auf die Konstruktion von Subjekt, Geschlecht und Macht einzunehmen und stellt zugleich die Frage, wie sich Widerständigkeit im Spannungsfeld zwischen Stigma und Empowerment ausdrücken lässt.
"approx., 3km, as the crow flies, from the Schauinsland Peak." ist ein Zitat aus der Wegbeschreibung zum Zentralen Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland (ZBO) aus dem Internationalen Register der Kulturgüter unter besonderem Schutz der UNESCO. Die Wegbeschreibung führt zum Barbarastollen, einem ehemaligen Erzbergbaustollen im Hintertal, nahe der Gemeinde Oberried im Schwarzwald.
Die Ausstellung versammelt Material in verschiedenen Formen, die den Barbarastollen und damit verbundene Aspekte erforschen. Anhand von Artefakten, die bei mehreren Besuchen im und um den Stollen herum gefunden wurden – Fotos, Geschichten, Zeitungsartikeln, E-Mails, Archivdokumenten, Ton- und Videoaufnahmen –, untersucht die Ausstellung, wie das Archiv im Stollen funktioniert und warum es noch existiert.
Themen wie Sicherheit, atomare Bedrohung, Hierarchien in der Archivauswahl, Langzeitbotschaften, Atomsemiotik, Friedensbewegung in Süddeutschland in den 80er Jahren werden verhandelt. Durch die Zusammenführung verschiedener Perspektiven auf die Idee eines zentralen Bergungsortes wurde ein Raum geschaffen, der die Besucher dazu anregt, sich kritisch mit den angesprochenen Themen auseinanderzusetzen.
"approx., 3km, as the crow flies, from the Schauinsland Peak." is a quote from the route description to the Central Salvation Site of the Federal Republic of Germany (ZBO) from the UNESCO International Register of Cultural Property under Special Protection. The route description leads to Barbarastollen, a former ore mining tunnel in Hintertal, near the municipality of Oberried in the Black Forest.
The exhibition is gathering material of different forms researching the site of the Barbarastollen. Through several site visits inside and around the mine, photographs, stories, newspaper articles, e-mails, archival documents, sound recordings and videos investigate on how the archive works and why it still exists touching on topics of safety, nuclear threat, hierarchies in archive selections, long-time messages, atom semiotics, the peace- movement in south Germany in the 80s.
Through bringing together different perspectives on the idea of the central Salvation Site a room was created to encourage visitors to critically from their own idea on the topics addressed.
"Über das Bekämpfen der Angst (vor der Welt)" ist eine spekulative Videoarbeit, die ein Spektrum von Phänomenen rund um Karten, Angst, Krieg, Reisen und den Körper abdeckt, wobei der Schwerpunkt auf der Praxis der Kartierung als Instrument zur Unterdrückung und Kontrolle von Land und Menschen liegt. Das Video versucht, einen Rahmen für das Thema zu schaffen, indem es viele verschiedene Geschichten zu einem Cluster zusammenführt, der vielleicht nicht repräsentativ ist, aber einige Teile des Themas beleuchtet. Ästhetisch und strukturell ist das Video von Rollenspielen, der Pre-Vis-Technik (die in Filmproduktionen verwendet wird) und Found Footage inspiriert. Das Szenario ist in einer fernen Zukunft angesiedelt, in der Klimawandel und Massenaussterben längst ihre Auswirkungen gezeigt haben und die Bestien, die vor der großen Kolonisierung über das Unbekannte wachten, zurückgekehrt sind. In der Rolle der Hauptfigur sucht der Zuschauer, angeleitet von einem Erzähler, nach Überresten der alten Welt, um zu verstehen, warum alles kartiert werden musste.
Beschreibung (en)
"About Fighting the Fear (of the World)" is a speculative video work that covers a spectrum of phenomena around maps, fear, war, traveling, and the body, with a focus on the practice of mapping as a tool to oppress and control land and people. The video attempts to frame the issue by bringing together many different stories to create a cluster that may not be representative but illuminates some parts of the issue. Aesthetically and structurally, the video is inspired by role-playing games, pre-vis technique (used in film productions), and found footage. The scenario is set in a distant future in which climate change and mass extinction have long since had an impact and beasts that used to watch over the unknown before the big colonization have returned. As the main character, the viewer searches for remnants of the old world, guided by a narrator, in order to understand why everything had to be mapped.
Filler Verlag ist eine unabhängige Plattform für das Buch und für den Diskurs, der aus ihm hervorgeht. „Verlegen“ wird dabei nicht als Akt der Verteilung, sondern als ein Akt des Teilens verstanden. Der Fokus liegt auf der kollektiven Entwicklung und dem Fördern von Diskurs. Mit diesem experimentellen Ansatz denkt Filler das Buch weiter: Wie kann es als Medium in einer zunehmend digitalen und schnelllebigen Welt relevant bleiben? Welche Rolle spielen unabhängige Verlage in einer Zeit, in der Massenproduktion und Standardisierung dominieren?
Aus diesen Fragen heraus entstand Big Hat Big Problems – eine Reihe von Zusammenkünften. Sowohl im physischen als auch im metaphorischen Sinne ist Big Hat Big Problems ein Ort der ständigen Verhandlung und des Austauschs, aber auch des Verweilens. In der Struktur gibt es Referenzen zu literarischen Salons. Lesungen, Gespräche, dicke Teppiche, gemütliche Sessel und gedimmtes Licht. Ein entscheidender Unterschied: Die Gästeliste ist nicht exklusiv.
Big Hat Big Problems ist eine Einladung, das Buch nicht wie üblich als ersten Schritt des Veröffentlichens zu begreifen, sondern als Mittel, um Öffentlichkeiten zu schaffen. An diesen Öffentlichkeiten bedient sich Filler, denn aus jedem Treffen sollen Nachträge der Beitragenden, aber auch Einfälle oder offene Fragen der Teilnehmenden hervorgehen und festgehalten werden. Diese sollen das anfängliche Skript und somit den Inhalt des Buches fortschreiben. Als Gegenthese zum traditionellen Austellungskatalog, der ein Projekt abschließt, wird der Katalog zu Big Hat Big Problems durch jede Veranstaltung erweitert. Er ist modular, jede Zusammenkunft ein Kapitel.
Das Programm ist nicht thematisch gegliedert, Schwerpunkt liegt auf ephemeren Aspekten. Die Fokussierung auf einen Abend – dass alles nur einmal zu hören oder zu sehen ist –
lenkt die Kuration. Den Großteil der Beiträge machen gelesene Texte aus, auch die Aufnahme eines Hörspiels wird nur einmal abgespielt. Die Straße vor dem Ausstellungsraum wird auch durch eine große Kreidezeichnung bespielt. Der Salon öffnet sich; veröffentlicht sich. Im Grunde ist das schon Kunst im öffentlichen Raum, am nächsten Tag aber wieder weg. Das Programm hat keinen Zeitplan, nur eine Reihenfolge und im Laufe des Abends kommt es zu zufälligen Begegnungen und ungeplanten Beziehungen zwischen den Texten. Und innerhalb des Publikums auch, dass à la Salon in den Pausen zwischen den Interventionen über das Erfahrene diskutiert. Big Hat Big Problems will zeigen, dass jede Bewegung und jedes Verstehen nur im Bezug auf andere und ihre Worte möglich ist – auch das Verstehen der eigenen Position, der eigenen Arbeitsweisen und ihrer Wirkung. Kunst, die uns oder etwas berührt, entsteht stets im Dialog mit den Ideen anderer.
Es bleibt Raum für Zweifel, für unvollendete Gedanken und ein Glas zwischendurch. Es gibt keine Botschaften zu entschlüsseln – nur die Einladung, Mehrdeutigkeiten zu akzeptieren.
Die Dokumentation ist absichtlich reduziert, um Performer*innen aber auch Besucher*innen einen freien Raum zu geben.
Filler Verlag is an independent platform for the book and for the discourse that emerges from it. “Publishing” is not understood as an act of distribution, but as an act of sharing. The focus is on collective development and the promotion of discourse. With this experimental approach, Filler thinks the book further: How can it remain relevant as a medium in an increasingly digital and fast-moving world? What role do independent publishers play in an age dominated by mass production and standardization? these questions gave rise to Big Hat Big Problems - a series of gatherings. In both a physical and metaphorical sense, Big Hat Big Problems is a place of constant negotiation and exchange, but also of dwelling. There are references to literary salons in the structure. Readings, conversations, thick carpets, cozy armchairs and dimmed lights. One decisive difference: the guest list is not exclusive.Big Hat Big Problems is an invitation to see the book not as the first step towards publication, as is usually the case, but as a means of creating publics. Filler makes use of these publics, as each meeting is intended to produce and record additions from the contributors, as well as ideas or open questions from the participants. These are intended to continue the initial script and thus the content of the book. As an antithesis to the traditional exhibition catalog that concludes a project, the catalog for Big Hat Big Problems is expanded through each event. It is modular, each meeting is a chapter, the program is not thematically structured, the focus is on ephemeral aspects. The focus on the single evening - that everything can only be heard or seen once - guides the curation. The majority of the contributions consist of read texts, even the recording of a audio play is only played once. The street in front of the exhibition space is covered by a large chalk drawing. The salon opens up; publishes itself. Basically, this is already art in public space, but it's gone again the next day. The program has no schedule, only a sequence, and in the course of the evening there are chance encounters and unplanned relationships between the texts. And within the audience, too, that à la Salon discusses what they have experienced in the breaks between the performances. Big Hat Big Problems wants to show that every movement and every understanding is only possible in relation to others and their words - including the understanding of one's own position, one's own working methods and their effect. Art that touches us or something is always created in dialog with the ideas of others. There is room for doubt, for unfinished thoughts and a glass in between. There are no messages to decipher - only the invitation to accept ambiguity. The documentation is intentionally reduced to create an open space for both performers and visitors.
Welche Art von unbezahlter Sorgearbeit leistest du?
Fühlst du dich dafür wertgeschätzt?
Würdest du dir mehr Hilfe von Familienmitgliedern oder Freund*innen wünschen?
Die szenische Installation „Cooking Care“ zeigt eine pflanzen gefärbte Patchwork-Tischdecke, die die Geschichten von Valeria, Susanne, Anna, Heike und Anne und deren unbezahlten Sorgearbeit über eine Woche hinweg in sich aufgesogen hat. Sie möchte die unsichtbare Arbeit sichtbar machen, investierte Zeit würdigen und sie feiern. Sie bietet eine Bühne, um ihre Stimmen zu hören, Verbindungen zu knüpfen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Ausgangspunkt dieses Projekts war ein Abendessen mit fünf Frauen, die in verschiedenen Bereichen der unbezahlten Sorgearbeit tätig sind. An diesem Abend war das Kochen eine gemeinsame Aufgabe, die es allen ermöglichte, nicht nur den Prozess und das gemeinsame Essen zu genießen, sondern auch sich umeinder zu sorgen. Es wurde eine Reihe von vorbereiteten Fragen gestellt, um einen Raum für den Austausch von Geschichten, Zweifeln und Erfahrungen zu schaffen.
Darüber hinaus wurden die Teilnehmer ermutigt, die Stunden unbezahlter Sorgearbeit, die sie in den nächsten sieben Tagen leisteten, zu dokumentieren; sie sollten konkrete Zahlen auf Papier bringen, um die Stunden sowohl für sich selbst als auch für andere sichtbar zu machen. Sie wurden auch gebeten, die psychische Belastung zu dokumentieren, die sie in dieser Zeit erfahren haben. Anschließend wurden die dokumentierten Stunden unterschiedlicher Sorgearbeit und die entsprechende psychische Belastung in eine abstrakte Infografik – in Form einer Tischdecke – übersetzt.
Die Tischdecke besteht aus mehreren gleich großen Quadraten, die jeweils eine Stunde unbezahlter Pflegearbeit repräsentieren, die von diesen fünf Frauen im Laufe der sieben Tagen dokumentiert wurde. Die einzelnen Stoffstücke wurden mit essbaren, saisonalen und lokal beschafften Pflanzen gefärbt, von denen viele selbst gesammelt wurden. Sie wurden vorbehandelt und 24 bis 48 Stunden lang im Färbebad gekocht. Da es sich bei den Stoffen um gebrauchte Haushaltstextilien handelt, hat jedes Stück seine eigene Geschichte und variiert in seiner Fähigkeit, Farbe zu absorbieren. Daher war der Färbeprozess experimentell und variierte, was jedes Mal zu einem einzigartigen Ergebnis führte. Außerdem trug der unterschiedliche Wuchs der zum Färben verwendeten Pflanzen zur Vielfalt der Ergebnisse bei.
Jede gefärbte Farbnuance steht für eine andere Art von Pflegearbeit. Bei hoher psychischer Belastung wurden die Quadrate mit zusätzlichem Stoff durch die Quilting Technik verdickt. Die so entstandene Tischdecke dient somit als künstlerische Abstraktion der unbezahlten Sorgearbeit, die ihre Sichtbarkeit erhöhen soll.
What kind of unpaid care work are you doing?
Do you feel appreciated for it?
Would you like to have more help from family members or friends?
The spatial installation 'Cooking Care' shows a plant-dyed patchwork tablecloth soaked in the stories of Valeria, Susanne, Anna, Heike und Anne and their unpaid care-workload of one week. It aims to reach visibility, to celebrate, and appreciate the time and effort put into that work, and to give their voices a stage to be heard, connected and empowered.
The starting point of this project was a dinner with five women who engage in different fields of unpaid care work. That evening, cooking was a shared task, allowing everyone to not only enjoy the process and feasting together but also to care for each other. A set of premeditated question was asked to create a space to share stories, doubts, and experiences.
Furthermore, the participants were encouraged to document the hours of unpaid care work they performed over the next seven days; to provide actual numbers on paper, making it visible both to themselves and to others. They were also asked to document the mental load they experienced during this time. Then, the documented hours of different care work and the according mental load were translated into an abstract infographic in the form of a tablecloth.
The tablecloth consists of multiple squares of identical size each representing one hour of unpaid care work as documented by these five women over the course of seven days. The individual fabric pieces have been dyed using edible, seasonal, and locally-sourced plants, many of which were self-collected. They were pre-treated and cooked in the dye bath for 24 to 48 hours. Since the fabric consists of second hand household textiles, each piece carries its own history and varies in its ability to absorb dye. Thus, the dyeing process was experimental and varied with each batch, resulting in a unique outcome every time. The different growth of the plants used for dyeing added to the variety.
Each dyed color shade stands for a different type of care work. When there was a high mental load reported, squares were also thickened with additional fabric by the quilting technique. The resulting tablecloth thus serves as an artistic abstraction of the unpaid care work that aims to increase its visibility.
Ob Raum, Bild, Text, Objekt oder System – Gestaltung ist immer auch Kommunikation. Gerade vor dem Hintergrund einer zunehmenden Radikalisierung, Segmentierung und Polemisierung von gesellschaftlichen Diskursen erscheint das Verhältnis von Gestaltung und Kommunikation heute brisanter denn je. Es entstehen immer neue Kommunikationsmedien, -kanäle, -räume und -systeme. Maschinen, Objekte, ja ganze Umgebungen werden zu eigenständigen Akteuren die mit uns kommunizieren und auf diversen medialen Ebenen in Interaktion treten. Wie sind die Kontexte, Möglichkeitsbedingungen und Wirkungszusammenhänge gestalteter Kommunikation heute zu verorten? Welche Begriffe sind notwendig um das Verhältnis von Gestaltung und Kommunikation aus heutiger Sicht zu konzeptualisieren?
Die Konferenz “Matters of Communication” schafft einen Raum der Auseinandersetzung darüber wie Kommunikation heute gestaltet wird, und wie Gestaltung heute kommuniziert.
Was sind richtungsweisende Ansätze und Methoden einer gestalterischen Forschung in Bezug auf die Kommunikation mittels, und innerhalb zeitgenössischer Ausdrucksformen, sowie kultureller und wirtschaftlicher Produktion? Wie reflektieren Forschungsprojekte die “Matters of Communication”, also die Form und Materialität gestalteter Kommunikation, und deren Rolle bei der Entstehung von Zuschreibungen und Interpretationszusammenhängen? Welche Rolle spielt Designforschung bei der Entwicklung von relevanten Fragestellungen und Lösungsansätzen? Wie findet Theoriebildung und eine Übersetzung in Lehre und Praxis statt?
PROGRAMM
Das Programm besteht aus Vorträgen, Diskussionen und Workshops, die in vier Themengebiete gefasst sind:
Sprache und Bild (auf Deutsch) Die Gestaltung von Kommunikation bewegt sich seit jeher zwischen den eher denotativen Qualitäten des geschriebenen Wortes und dem größeren konnotativen Freiraum des Bildes. Je nach gestalterischer Auffassung dient die visuelle Gestaltung der Unterstützung des Kommunikationsflusses, oder sprengt mit expressivem Gestus gewohnte visuelle Darstellungsformen. Wie wird Kommunikation in Sprache und Bild heute gestaltet, wahrgenommen/rezipiert und interpretiert? Was sind Einflussfaktoren, die auf die Gestaltung von visueller Kommunikation einwirken? Welchen Einfluss nimmt die visuelle Kommunikation auf herrschende gesellschaftliche Diskurse?
Raum und Inszenierung (auf Englisch) Von Unorten über Nutzbauten bis zu narrativen Erlebnisräumen, vom physikalischen Gebäude über augmentierte Hybridwelten bis zur virtuellen Realität – Räumlichkeit präsentiert sich vielschichtiger denn je. Wie funktionieren zeitgenössische Räume als Kommunikationsschnittstellen? Wie wird mit der Gestaltung dieser Räume argumentiert, erzählt und vermittelt? Welche Rolle spielt die Simulation als eine spezifische Ausdrucksform im Kontext wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Fragestellungen?
Objekt und Interaktion (auf Deutsch) Gestaltete Objekte sind sowohl eine Kombination aus Material, Funktion und Ästhetik als auch eine Schnittstelle in komplexen technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen. Wie wird die Kommunikation zwischen Objekten und Menschen, sowie zwischen Menschen mittels Objekten, heute gestaltet? Wie kommunizieren diese Objekte in Bezug auf ihre Stellung in wirtschaftlichen und ökologischen Kreisläufen? Welche Rolle spielt die Materialität bzw. die Immaterialität in Bezug auf die kommunikativen Fähigkeiten von Objekten?
Gesellschaft und System (auf Englisch) Komplexe Systeme wie Computer, Unternehmen oder Gesellschaften basieren auf dem ständigen Austausch von Stoffen, Energien, Symbolen und sind dadurch per se kommunikative Systeme. Wie werden solche Systeme gestaltet? Wie geht Gestaltung mit verschiedenen Anspruchsgruppen in diesen Systemen um? Was bedeutet gute Kommunikation in einem System, und wie werden Reibung und Konflikt als produktive Kräfte genutzt?
Whether space, image, text, object or system – design is always also communication. Against the backdrop of increasing radicalization, segmentation and polemization of social discourses, the relationship between design and communication seems more volatile today than ever. New communications media, channels, spaces and systems are constantly emerging. Machines, objects, even entire environments become independent actors that communicate with us and interact on various media levels. How can we sound out the contexts, the conditions that lead to possibility and the interdependencies of impact with regard to designed communication? What concepts are needed to conceptualize the relationship between design and communication from a present-day point of view?
The DGTF conference “Matters of Communication” creates a space for discussion about how communication is designed today and how design is communicated today. What are the pioneering approaches and methods of design research in relation to communication through and within contemporary forms of expression, as well as cultural and economic production? How do research projects reflect “Matters of Communication”, i.e. the form and materiality of designed communication, and their role in the emergence of attributions and interpretation contexts? What is the role that design research plays in the development of relevant questions and solutions? How is theory formation and translation into teaching and practice carried out?
PROGRAM
The program consists of lectures, discussions and workshops grouped into four thematic areas:
Language and Image (in German) The design of communication has always moved between the more denotative qualities of the written word and the greater connotative freedom of the image. Depending on the creative conception, the visual design serves to support the flow of communication or, with an expressive gesture, breaks with the usual forms of visual representation. How is communication in language and image designed, perceived/received and interpreted today? What are the factors that influence the design of visual communication? What influence does visual communication have on prevailing social discourses?
Space and staging (in English) From non-places to utility buildings to narrative experience spaces, from physical buildings to augmented hybrid worlds to virtual reality - spatiality is more complex than ever. How do contemporary spaces function as communication interfaces? How is the design of these spaces used to argue, narrate and communicate? What role does simulation play as a specific form of expression in the context of economic and social issues?
Object and Interaction (in German) Designed objects are a combination of material, function and aesthetics as well as an interface in complex technological, economic and social contexts. How is communication between objects and people, and between people and objects, organized today? How do these objects communicate in relation to their position in economic and ecological cycles? What role does materiality or immateriality play in relation to the communicative abilities of objects?
Society and system Complex systems such as computers, companies or societies are based on the constant exchange of materials, energies and symbols and are therefore communicative systems per se. How are such systems designed? How does design deal with different stakeholder groups in these systems? What does good communication mean in a system, and how are friction and conflict used as productive forces?
In dieser Arbeit setze ich mich mit unterschiedlichen Geschichtsbegriffen auseinander. Dafür dienen mir die Diskussionen um die deutsche Erinnerungskultur als Einstiegspunkt. Das Ziel ist es allerdings nicht, unmittelbar in die polarisierte Debatte einzugreifen. Stattdessen richtet sich der Fokus auf das ideologische Fundament, das verschiedenen Formen, mit der eigenen Geschichte umzugehen, zugrunde liegt. Den theoretischen roten Faden bildet das Werk "After Evil" des Philosophen Robert Meister. Darin kritisiert er die Haltung, die Vergangenheit zwar als schlimm zu verurteilen, aber gleichzeitig auch als abgetrennt von der Gegenwart zu betrachten. Herausgearbeitet werden die Argumente unter anderem anhand von Filmen von Alexander Kluge und Harun Farocki.
Beschreibung (en)
In this work, I examine different concepts of history. The discussions surrounding the German culture of remembrance serve as my starting point. However, the aim is not to intervene directly in the polarized debate. Instead, the focus is on the ideological foundations that underlie different ways of dealing with one's own history. The work “After Evil” by philosopher Robert Meister forms the theoretical leitmotif. In it, he criticizes the position of condemning the past as evil, but treating it at the same as something that is separated from the present. The arguments are elaborated on the basis of films by Alexander Kluge and Harun Farocki, among others.
Fußballsommer 2016: Auf einem Brüsseler Polizeirevier warten die Beamten gespannt auf das EM-Viertelfinale, doch ein als Terrorverdächtiger festgenommener Afrikaner muss ins Kreuzverhör genommen werden. Auch der vor Kurzem in Europa Angekommene ist ein begeisterter Fußballfan und verwickelt die zunehmend entnervten Polizisten in immer neue Gespräche über seine Perspektive auf unsere scheinbar krisengeschüttelten Verhältnisse.
Mit den Alltagserfahrungen aus einem Bürgerkriegsland und trotzdem ungewöhnlicher Leichtigkeit wirft der junge kongolesische Autor David-Minor Ilunga einen neuen Blick auf unseren Umgang mit Racial Profiling und die paranoiden Auswüchse unserer Terrorbekämpfung.
Beschreibung (en)
Soccer summer 2016: the officers at a Brussels police station are eagerly awaiting the European Championship quarter-finals, but an African arrested as a terror suspect has to be cross-examined. The recent arrival in Europe is also an enthusiastic soccer fan and involves the increasingly unnerved police officers in ever new conversations about his perspective on our seemingly crisis-ridden circumstances.
With everyday experiences from a country in civil war and yet with an unusual lightness of touch, the young Congolese author David-Minor Ilunga takes a new look at how we deal with racial profiling and the paranoid excesses of our fight against terror.