Die Statue „Herkules Farnese“ war sowohl in der Antike als auch während der Renaissance und des Barock eine der bekanntesten Ikonen. Der eigentlich unbesiegbare Held stützt sich erschöpft auf seine Keule und versteckt hinter seinem Rücken fast kindlich drei goldene Früchte. Laut der mythologischen Erzählung steht Herkules zu diesem Zeitpunkt kurz vor dem Ende der ihm auferlegten Aufgabenreihe, die ihm seinen rechtmäßigen Platz im Olymp verspricht. Die goldenen Früchte aus der Erzählung symbolisieren Fruchtbarkeit, Unsterblichkeit und Macht. Ursprünglich wurden sie als Äpfel interpretiert, sobald Zitrusfrüchte auf den europäischen Markt kamen, wurden aus ihnen Zitronen, Pomeranzen oder Orangen.
Mit dem stilisierten Aufleben der griechischen Antike zur Zeit der Renaissance gewann auch der „Herkules Farnese“ stärker an Bedeutung und wurde von vielen Adligen in ihren neu errichteten Gartenanlagen erst im Stil italienischer und später im Barock im Stil französischer Gärten verarbeitet sowie reproduziert. Orangerien, die zu den meisten barocken Gärten gehörten, wurden als Sammlungs- und Ausstellungsort der erworbenen Gewächse erbaut. August der Starke lies sich beispielsweise auf dem Dach seiner Orangerie als Herkules, der das Himmelsgewölbe trägt, darstellen.
Die barocken Gärten zeichnen sich besonders dadurch aus, dass die Architektur des Schloss oder Palast immer gemeinsam mit der künstlichen Landschaft entworfen wird. In Karlsruhe wurde allerdings nicht nur die Parkanlage im Gedanken des Absolutismus passend als Fortführung des Schloss gebaut, sondern auch durch die Stadtgründung 1715 die gesamte Stadtplanung dieser Ideologie folgend angelegt. Das Schloss und auch die langen Alleen, die Blickachsen auf das historische Machtzentrum erzeugen, existieren heute noch. Der Garten ist, wie fast alle anderen Anlagen im französischen Stil, relativ zügig nach der Erbauung in einen englischen Landschaftsgarten umgeplant worden.
Die Spuren der ursprüngliche Anlage sind in der Linolschnittserie mit einem Motiv basierend auf einem Bepflanzungsplan des Karlsruher Barockgartens sichtbar und ziehen die Besucher:innen der Installation von einer Metallplatte, die über die historischen Zusammenhänge der Arbeit aufklärt, in das Teehaus, den letzten Überrest des Barockgartens. Im Inneren des Pavillons steht eine Gedenkstätte für Karl, Barockgärten und die vergangenen Zeit, für die diese Männer zu Symbolfiguren wurden.
The ‘Hercules Farnese’ statue was one of the most famous icons in antiquity as well as during the Renaissance and Baroque periods. The actually invincible hero leans exhaustedly on his club and hides three golden fruits behind his back in an almost childlike manner. According to the mythological tale, at this point Hercules is about to complete the series of tasks imposed on him, which promises him his rightful place in Olympus. The golden fruits in the story symbolise fertility, immortality and power. Originally they were interpreted as apples, but as soon as citrus fruits came onto the European market, they became lemons, bitter orange or oranges.
With the stylised revival of Greek antiquity during the Renaissance, the ‘Hercules Farnese’ also became more important and was used and reproduced by many aristocrats in their newly built gardens, first in the style of Italian gardens and later in the Baroque period in the style of French gardens. Orangeries, which were part of most Baroque gardens, were built as a place to collect and display the plants acquired. Augustus the Strong, for example, had himself depicted on the roof of his orangery as Hercules carrying the vault of heaven.
Baroque gardens are particularly characterised by the fact that the architecture of the castle or palace is always designed together with the artificial landscape. In Karlsruhe, however, not only was the park built in the spirit of absolutism as a continuation of the palace, but the entire urban planning was also designed in line with this ideology when the city was founded in 1715. The palace and the long avenues, which create lines of sight to the historic centre of power, still exist today. Like almost all other French-style gardens, the garden was converted into an English landscape garden relatively quickly after its construction.
The traces of the original layout are visible in the linocut series with a motif based on a planting plan of the Karlsruhe Baroque garden and draw visitors to the installation from a metal plate, which explains the historical context of the work, into the tea house, the last remnant of the Baroque garden. Inside the pavilion is a memorial to Karl, baroque gardens and the bygone era for which these men became symbolic figures.
Ein Fahrradschloss das leuchtet ist nicht nur eine naheliegende Zusammenlegung zweier Objekte die sich unter dem Sattel in die Quere kommen, sondern verhindert zur gleichen Zeit den Diebstahl akkubetriebener Rücklichter.
Beschreibung (en)
A bike lock that lights up is not only an obvious combination of two objects that contest the space under the saddle, but also prevents the theft of battery-powered rear lights at the same time.
Der neu geformte Flaschendeckel fordert auf, eine Plastikflasche zu adoptieren und sie zur persönlichen Begleiterin im Alltag zu machen.
Seine Form ermöglicht es, die Flasche auf viele Weisen körpernah zu tragen und in die Umgebung einzubinden.
So wird die Flasche zur persönlichen, was dazu einlädt sie nach dem Leeren nicht wegzuwerfen, sondern immer wieder aufzufüllen.
Die ständige Verfügbarkeit von Wasser fördert ganz nebenbei einen erhöhten Wasserkonsum.
Dank des standardisierten PCO-Gewindes ist bei Bedarf ein flexibler Wechsel zu einer neuen Flasche jederzeit möglich.
Beschreibung (en)
The newly shaped bottle lid invites you to adopt a plastic bottle and make it your personal companion in everyday life.
It's shape makes it possible to carry the bottle close to the body and integrate it into your environment creatively.
In this way, the bottle becomes personal, inviting you not to throw it away after emptying it, but to refill it again and again.
The constant availability of water also encourages increased water consumption.
Thanks to the standardized PCO thread, a flexible change to a new bottle is possible at any time if required.
Wie können wir Wärme mobilisieren? Diese Handtasche mit integrierter Wärmflasche ist eine Antwort auf diese Frage. Sie wurde speziell entwickelt, um Menstruationsbeschwerden zu lindern, ohne diese natürlichen Bedürfnisse zu verbergen oder zu tabuisieren. Stattdessen setzt sie ein sichtbares und selbstbewusstes Statement, das zeigt: Wohlbefinden verdient Aufmerksamkeit und Designlösungen, bei denen weibliche Designerinnen eine zentrale Rolle im heutigen gesellschaftlichen Diskurs spielen. Die Tasche ist so konzipiert, dass sie Komfort auf Reisen bietet, beispielsweise bei der Arbeit oder in öffentlichen Räumen.
Die extra lange Wärmflasche für Bauch und Rücken speichert die Wärme stundenlang und lässt sich leicht wieder auffüllen. Ein modulares Reißverschlusssystem sorgt für Vielseitigkeit in der Anwendung, und eine thermische Einlage schützt vor Überhitzung im Inneren der Tasche.
Beschreibung (en)
How can we mobilise heat? This handbag with an integrated hot water bottle is an answer to this question. It is specially designed to relieve menstrual pain without hiding or tabooing these natural needs. Instead, it makes a visible and confident statement that shows: Well-being deserves attention and design solutions, where female designers play a central role in today's social discourse. The bag is designed to provide comfort when travelling, for example at work or in public spaces.
The extra-long hot water bottle for for stomach and back retains heat for hours and can be filled up again easily. A modular zip system ensures versatility of use, and a thermal inlay protects against overheating inside the bag.
Im Rahmen ihres Materialforschungsprojekts entwickelten Benjamin Kaltenbach, Lilith Stumpf, Felix Harr und Julia Ihls innovative Anwendungen für Chitosan – ein vielseitiges Biopolymer, das aus Chitin gewonnen wird. Chitin ist nach Cellulose das zweithäufigste natürliche Polymer und bildet die strukturelle Basis für die Schalen von Krebstieren, die Exoskelette von Insekten sowie Zellwände bestimmter Pilze.
Inspiriert von der schützenden Funktion von Chitin in der Natur übertrugen die Designer*innen die Materialeigenschaften von Chitosan in einen alltagsnahen Kontext. Der Fokus lag dabei auf den Konzepten von Gehäusen und Hüllen – Anwendungen, die Schutz und Struktur vereinen. Das Ergebnis sind eine Reihe funktionaler Prototypen, darunter ein Lampenschirm, ein Stift, transparente Dokumentenhüllen sowie eine Dokumentenmappe, die aus dem Chitosan-Komposit gefertigt wurden.
Um die gestalterischen und technischen Möglichkeiten des Materials auszuloten, wurden unterschiedliche Bearbeitungstechniken erprobt: Das Chitosan-Material wurde genäht, genietet, gebügelt, gefaltet, selbstverklebt sowie mittels CNC-Laser graviert und geschnitten. Diese experimentelle Auseinandersetzung mit Verarbeitungstechniken hebt die gestalterische Vielseitigkeit von Chitosan hervor und zeigt sein Potenzial als nachhaltige Material Alternative auf.
Durch diese gestalterische und technische sowie konzeptuelle Auseinandersetzung eröffnen die Designer*innen neue Perspektiven für Chitosan und unterstreichen sein Potenzial als nachhaltige Material Alternative.
As part of their material research project, Benjamin Kaltenbach, Lilith Stumpf, Felix Harr, and Julia Ihls developed innovative applications for chitosan – a versatile biopolymer derived from chitin. Chitin is the second most abundant natural polymer after cellulose and forms the structural basis of crustacean shells, insect exoskeletons, and the cell walls of certain fungi.
Inspired by chitin’s protective function in nature, the designers translated the material properties of chitosan into everyday applications. Their focus was on the concept of enclosures and casings – objects that combine protection and structure. The result is a series of functional prototypes, including a lampshade, a pen, transparent document sleeves, and a folder, all made from chitosan composite material.
To explore the material’s creative and technical potential, various processing techniques were tested: The chitosan material was sewn, riveted, ironed, folded, self-adhered, and engraved or cut using a CNC laser. This experimental approach highlights the versatility of chitosan and demonstrates its potential as a sustainable material alternative.
Through this design and technical exploration, the designers open up new perspectives for chitosan and emphasize its potential as an innovative, bio-based material.
Inspiriert vom Manifest des Vortizismus "Blast!" kreieren Studierende ein experimentelles, grafisches Poster als Teil des Siebdruck-Grundlagenkurses an der HfG. Während des viertägigen Kurses, der die praktischen und theoretischen Grundlagen der Druckvorstufe und des Siebdruckes an die Studierenden vermittelt, lernen Studierende über die historische und kunstgeschichtliche Entwicklung des Druckverfahrens und wie sie mit Ölkreide und Papierschablonen erste, experimentelle Siebe mit kleinem Budget herstellen können. Des Weiteren erfahren Studierende, wie sie ihre Motive und die Siebe vorbereiten, um sie fotografisch zu entwickeln, wie sie mit wasserbasierten Farben umgehen, die Drucktische einrichten, um die unterschiedlichen Ebenen ihres mehrfarbigen Posters zu registrieren und wie sie die Siebdruckrahmen im Anschluss entschichten.
Beschreibung (en)
Inspired by the "Blast!" Manifestos of Vorticism, students create an experimental, graphic poster as part of the screen printing foundation course at the HfG. During the four-day course, which teaches students the practical and theoretical basics of prepress and screen printing, students learn about the historical and art-historical development of the printing process and how they can use oil pastels and paper stencils to produce their first experimental screens on a small budget. Furthermore, students learn how to prepare their motifs and the screens in order to develop them photographically, how to deal with water-based inks, how to set up the printing tables to register the different levels of their multicoloured poster and how to decoat the screen printing frame.
Die vorliegende Abschlussarbeit „By Users for Users. Memes als digitale Folklore“ untersucht die kulturellen, technologischen und politischen Dimensionen von Internet-Memes als eine der zentralen Bildpraktiken der Gegenwart. Memes werden dabei nicht nur als humoristische Phänomene, sondern als Ausdruck einer globalen, partizipativen Bildkultur verstanden, die häufig auch als eine Form digitaler Folklore-Kultur beschrieben wird. Die Arbeit untersucht die Bedeutungsebenen dieser Begrifflichkeit und analysiert neben den technischen und ästhetischen Rahmenbedingungen von Memes ihre identitätsstiftende Funktion innerhalb digital vernetzter Gemeinschaften sowie ihre Verstrickungen mit plattformkapitalistischen Infrastrukturen. Ein besonderer Fokus liegt darauf, wie einzelne Memes, Communitys und Plattformen durch reaktionäre Akteur:innen angeeignet und instrumentalisiert werden.
Als Fallbeispiel dient der Arbeit das sog. Wojak-Meme, eine dilettantisch erstellte Computergrafik eines melancholischen Gesichts. Wojak illustriert nicht nur die für Memes charakteristische Amateurästhetik, sondern auch, wie Memes als ‚visuelle Dialekte‘ bestimmter Communitys funktionieren und hierbei sowohl Gemeinschaft stiften als auch ausschließen können. Speziell das Wojak-Meme und seine Variationen werden durch die neurechte Alt-Right sowie durch die misogyne Incel-Community verwendet, um unter dem Deckmantel von Ironie und Humor Ideologien und Feindbilder zu erzeugen und zu verbreiten.
Genau wie der Philosoph Antonio Gramsci die Relevanz von Folklore für den frühen italienischen Faschismus beschrieb, trägt auch digitale Folklore maßgeblich zur Konstitution von Weltbildern bei und ist dabei oft wirkmächtiger als offizielle Normen und Gesetze. Was einst als eine ‚Demokratisierung der Bildproduktion‘ beschrieben wurde, ist längst zu einer Gefahr für die Demokratie geworden. Abschließend plädiert die Arbeit deshalb für eine kritische Folkloristik des Digitalen, die die Bildwelten der Partizipationskultur interdisziplinär zwischen Kunst- und Medienwissenschaften analysiert, um so deren Bildcharakter sowie die Dynamiken digitaler Infrastrukturen zu reflektieren.
The M.A. thesis "By Users for Users. Memes as Digital Folklore" examines the cultural, technological and political dimensions of Internet memes as one of the central image practices of the present day. Memes are understood not only as a humorous phenomenon, but also as an expression of a global, participatory image culture, which is often described as a form of digital folklore culture. The text examines the layers of meaning of this terminology and, in addition to the technological and aesthetic conditions of memes, analyzes their identity-forming function within digitally networked communities as well as their entanglements with platform capitalist infrastructures. A particular focus is on how individual memes, communities and platforms are appropriated and instrumentalized by reactionary actors.
The so-called Wojak meme, an amateurishly created computer graphic of a melancholy face, serves as a case study. Wojak illustrates not only the amateur aesthetics characteristic of memes, but also the function of memes as ‘visual dialects’ of certain communities which simultaneously include and exclude individuals. In particular, the Wojak meme and its variations are used by the reactionary alt-right and the misogynistic incel community to create and disseminate ideologies and enemy images under the guise of irony and humor.
Just as philosopher Antonio Gramsci described the relevance of folklore for early Italian fascism, digital folklore also contributes significantly to the constitution of world views and, often proving more powerful than official laws and values. What was once described as a ‘democratization of image production’ has long since become a threat to democracy. In its conclusion, the thesis therefore advocates for a critical folkloristics of the digital that analyzes the visual worlds of participatory culture in an interdisciplinary way between art history and media studies in order to reflect on their visual character and the dynamics of digital infrastructures.
„Meine Zuständigkeit hört auf, da wo der Strom kommt“ ist eine Installation über Straßenbahnoberleitungen. Sie setzt sich mit Infrastrukturen im öffentlichen Raum auseinander, die für uns im Alltag essenziell sind, die wir aber gelernt haben auszublenden. Sie soll diesen scheinbar banalen, anonymen Zweckbauten einen Wert verleihen und auf sie aufmerksam machen.
Oberleitungen sind in einer Stadt mit vielen Straßenbahnen, wie Karlsruhe, wenn man sich auf der Straße bewegt, immer da. Alles, was man im öffentlichen Raum sieht, sieht man durch das Netz der Oberleitungen. Sie sind allgegenwärtig und ein wichtiger Bestandteil der täglichen Fortbewegung, doch die meisten Leute blenden das im alltäglichen Leben aus. Und das ist kein Zufall: die Stadt schreibt vor, Oberleitungen so zu planen, dass sie möglichst unauffällig sind und in ihrer Umgebung untergehen. Es gibt keine Wertschätzung dafür, wie viel Technik und Material dahinter steckt, dass man sich mit der Straßenbahn durch die Stadt bewegen kann.
Auf diese Themen soll die Installation aufmerksam machen. Ich habe durch diese Arbeit einen intensiven Blick auf Oberleitungen bekommen und wollte diesen durch meine Installation teilen.
In der Installation „Meine Zuständigkeit hört auf, da wo der Strom kommt“ steht man, unter dem im Maßstab 1:26, aus blauen Seilen nachgebildeten, freischwebenden Muster, einer großen Kreuzung in Karlsruhe. Auf der Leinwand läuft ein Stop Motion Video, das alltägliche Momentaufnahmen und Blicke in Bewegung auf die Oberleitungen zeigt.
Aus drei verschiedenen Richtungen kommen Sounds. Einmal die Klänge der Bahnen, denen man auch auf einer Kreuzung zuhören könnte, und dann von rechts und links, zwei verschiedene Blickwinkel, von verschiedenen Personen auf das Thema Oberleitungen. Eins ist der technische Blick von einer Person, die mit Oberleitungen arbeitet, und der andere ist meiner, ein eher poetischer Blick den ich auf die bildliche Ebene der Oberleitungen gewonnen habe. Die eine Seite sagt, dass die Oberleitungen möglichst unauffällig sein sollen, um nicht aufzufallen, und die andere sagt, schaut nach oben, schaut was da alles hängt.
Die Installation soll den Blick der Leute, die sie anschauen, in Zukunft etwas öfter nach oben auf die Oberleitungen lenken
“Meine Zuständigkeit hört auf, da wo der Strom kommt” is an installation about tram overhead lines. It explores infrastructures in public spaces that are essential to our everyday lives but which we have learnt to ignore. It is intended to give these seemingly banal, anonymous functional structures a value and draw attention to them.
In a city with a lot of trams, like Karlsruhe, overhead lines are always present when you move along the street. Everything you see in public space is seen through the web of overhead lines. They are omnipresent and essential to everyday transport, however most people ignore them in their day to day lives. And this is no coincidence: the city requires overhead lines to be planned in such a way that they are as discreet as possible and blend into their surroundings. There is no appreciation of how much technology and material goes into getting a tram through the city.
The installation is intended to draw attention to this topic. This work and research has allowed me an immersive view of overhead lines, which I wanted to share and visualise through my installation.
In the installation “Meine Zuständigkeit hört auf, da wo der Strom kommt”, one stands and moves under the free-floating pattern of a large intersection in Karlsruhe, modelled on a scale of 1:26 using blue ropes. A stop motion video runs on the projection screen, showing everyday snapshots and views of the overhead lines in motion.
Sounds come from three different directions. Firstly, the sounds of the trains, which you could also listen to at a crossing, and then from the right and left, two different perspectives, from different people on the subject of overhead lines. One is the technical view of a person who works with overhead lines, and the other is mine, a more poetic view that I have gained of the visual level of the overhead lines. One side says that the overhead lines should be as subtle as possible in order not to attract attention, and the other says, look up, see what's hanging there.
With my installation I hope to draw people’s attention to the overhead lines that play such an important yet invisible role in our daily lives.
Plastic Fugue ist eine interaktive Klanginstallation, die mit einer Kindheitserinnerung an die Konzertflöte beginnt, ein Instrument, das ich aufgrund finanzieller Schwierigkeiten nie erlernen konnte und das für mich zum Symbol des Klassismus wurde. Finanzielle Einschränkung ist nicht nur unangenehm, sondern lässt Kinder sich als ungeeignet empfinden, überhaupt etwas zu versuchen, und normalisiert dadurch Klassismus, selbst in der Kunst.
Es passierte mir erneut, als ich Malerei studierte. Die Materialien, Leinwand, Holz, Stoff, Papier, Farbe, Öl, ja sogar ein Bleistift, werden mit einer gewissen Aura vermarktet. Unsere Kunst ist längst zu sehr mit der neoliberalen Wirtschaft verstrickt, ironischerweise im Widerspruch zu ihrem eigentlichen Ziel, Freiheit. Die Qualität von Kunst über den Preis der Materialien zu definieren, ist eine Wiederholung alter Muster, so wie Blau und Grün einst als Zeichen des Reichtums galten und dem Adel vorbehalten waren.
Diese Struktur führte dazu, dass ich klassische Musik als die einzig wahre Musik betrachtete und die Leinwandmalerei, die im späten 15. Jahrhundert in Italien entstand, als den allein gültigen Standard in der bildenden Kunst. Jahrzehnte später erkannte ich, dass es jenseits dessen, was ich damals als Kunst verstand, auch Formen gab, die aus verschiedenen kulturellen Kontexten stammen und nicht als Teil dieses Standards wahrgenommen wurden. Dann versuchte ich, all diese ironischen Elemente in die verschiedenen Medien einzubringen, mit denen ich bisher gearbeitet hatte.
Plastic Fugue als Diplomprojekt besteht aus vier Teilen:
0. Introducing ipcl, ein Einführungsvideo, das eine Produktpräsentation imitiert. CEO Framey von „Moberm“, einer fiktiven Firma, spricht darüber, wie Moberm aufgrund der Kindheitserinnerungen des CEOs beschloss, sein Geschäft auf Musikinstrumente auszuweiten. Das Video behauptet selbstbewusst die Multifunktionalität der air&dust-Instrumente, bleibt dabei jedoch letztlich inhaltsleer. Framey, die sprechende Figur, artikuliert indirekt die Erzählung der Person hinter dem Werk und stellt gleichzeitig eine von Stereotypen und Neoliberalismus durchzogene Kunststruktur nach.
1. Plastic Fugue, eine interaktive Klanginstallation, bestehend aus sechs Flöten (air 5-10, air Pp 1), die jeweils nur einen Ton erzeugen und über codierte Dirigierknöpfe ferngesteuert aktiviert werden. Die Reihenfolge der Töne ist jedes Mal zufällig. Die Fuge wird auf ihre Struktur reduziert und in ein Spiel mit Sequenz und Zeit überführt. Anstelle der idealisierten Ordnung stelle ich mir eine offenere Art der Klangmontage vor, eine Art demokratischer Kontrapunkt.
2. Sax Recital, ein Video, gespielt von Arno Arial mit der DIY-Saxophone-Serie, deren Mundstücke auf Open-Source-3D-Modellen basieren und handgefertigt aus PCL und PLA bestehen. Das Stück wurde aufgenommen, während Arial Kopfhörer trug, um klassische Musik zu hören, sowie lärmunterdrückende Ausrüstung darüber, um sowohl äußere als auch selbst erzeugte Klänge auszublenden. Das Video läuft im Ausstellungsraum in Dauerschleife und bildet gemeinsam mit Plastic Fugue eine gebrochene fugenhafte Gegenstimme.
3. Pp 1-8, air 1-4 und dust 1-2, frühe Instrumente und Polymer-Gemälde, bei denen ich keinen überzeugenden Grund fand, weiterhin traditionelle Materialien zu verwenden. Also entschied ich mich, sie stattdessen mit PCL und PLA zu schaffen.
Die oben genannten Arbeiten sind das Ergebnis eines Instrumentenbaus durch DIY-Praxis und Open-Source-Dateien aus dem Internet, indem die Illusion der klassistischen Form geschmolzen, vermischt und in biologisch abbaubare Polymere gegossen wurde, nicht nur mit der Hand, sondern auch mit dem 3D-Drucker. Eine besondere Qualifikation ist für die Herstellung nicht nötig. Die Bauanleitungen für diese DIY-Instrumente werden während der Ausstellung und auf der Website zur Verfügung gestellt.
Wenn das Publikum die Knöpfe drückt, spielt dieses neutrale Orchester eine fugenhafte Struktur, bei der sich alle paar Sekunden Klänge überlagern. Die Kontrolle über das Orchester liegt beim Publikum. Die Arbeit hinterfragt geerbte Hierarchien, sowohl durch Material als auch durch Methode.
Für Kinder, die früh gelernt haben, nichts zu verlangen, und für Erwachsene, die mit dieser Erinnerung aufgewachsen sind.
Plastic Fugue is an interactive sound installation project that begins with a childhood memory of the concert flute, which I couldn't learn due to financial hardship, and which came to symbolize classism to me. Being financially debilitated is not only a discomfort, but also makes children feel unqualified to even try, thereby normalizing this classism even in art.
It happened to me again when I studied painting. The materials are marketed with an aura, including canvas, wood, fabric, paper, paint, oil, and even a pencil. Our art already conspires too much with the neoliberal economy, ironically, against its supposed goal: liberty. Classifying the quality of art based on the price of materials is repetitive, much like how blue and green, once symbols of wealth, were valued and reserved for royalty in history.
This structure led me to view classical music as the only true form of music, and canvas painting, which originated in Italy in the late 15th century, as the sole standard in visual art. Decades later, I realized there was more art behind the things I once believed to be art alone. Then I attempted to gather all these ironical elements into diverse mediums I had experienced so far.
Plastic Fugue as Diplom project features four parts.
0. Introducing air&dust, a (introduction) video that appropriates a product unveiling conference. CEO Framey from Moberm, a pseudo corporation, speaks about how Moberm decided to expand its business into musical instruments based on the CEO's childhood memory. It boldly claims air&dust’s multifunctionality in musical instruments but remains ultimately hollow.
Framey, the speaking character, serves as a device that indirectly voices the artist's narrative within the work, while also reenacting the structure of art polluted by stereotypes and neoliberalism. Character is made with the virtual youtuber avatar technique.
1. Plastic Fugue, an interactive sound installation which consists of six flutes (air 5-10, air Pp 1) with air pumps, each producing a single tone and activated remotely through coded conducting buttons. The order of play is random every time as the buttons signal remotely.
The fugue has long stood as a symbol of musical authority and elitism, a form that represents technical mastery and the traditional hierarchy of composition. In my work, I try to break apart that formal authority, stripping the fugue down to its bare structure and shifting it toward an exploration of sequence and time. Instead of upholding its idealized order, I imagine a more open, accessible way of assembling sound, a kind of democratic counterpoint. You could call it a process of unmaking the fugue, of abstracting it.
2. Sax Recital, a recital video piece played by Arno Arial featuring DIY-Saxophone series, which is a quite decent structure of mouthpiece built using open-source 3D models and handcrafted with PCL and PLA. Filmed while Arial was wearing earphones for listening to classical music and soundproof gear on top to block out both external and self-produced instrumental sound. This piece is loop-playing all the time in the exhibition, making broken fugal counterpoint together with Plastic Fugue.
3. Pp 1-9, air 1-4, and dust 1-2, early-made instruments and polymer paintings which I found no compelling reason to continue using traditional materials, and so I ended up creating them with PCL and PLA.
The above instruments and paintings are the result of instrument-making through DIY-ness and open-source files from the internet by melting, merging, and mixing the illusion of classism's shape into biodegradable polymers, not only with a hand, but also with a 3D printer. However, any sacred qualification to make is not needed. DIY instructions for these DIY instruments are distributed at the exhibition and website.
When audiences press the buttons, this neutral orchestra plays a Fugue-like style, which overlaps sounds every few seconds. Placing control of the orchestra in the hands of the audience, the work democratizes a position of authority and questions inherited hierarchies through both material and method.
„Wet again“ ist das Ergebnis eines zweijährigen Prozess von Laura Haak, eine Moorregion als Akteur
wahrzunehmen und zu begleiten. Es liegt in einem abgelegenen Terrain im Nordosten Deutschlands nahe dem
Kummerower See im Malchiner Umland.
In einer Feldforschung wurde viel Zeit verbracht, Scores der Zusammenarbeit entwickelt, Wander und Kanu Routen 1:1 erschlossen. Dabei entstand ein Austausch mit den Menschen vor Ort, die eine längere Beziehung zum Torfboden pflegen und sich für die Wiedervernässung von Moorböden lokal und europaweit einsetzen.
Es entstand ein Gewebe aus verschiedenen Wahrnehmungsperspektiven und die Frage nach ihren machtpolitischen Auswirkungen auf ländliche Gestaltungsprozesse.Was sind die neuen Choreografien der Erhaltungsarbeit, auf welche Perspektiven wird Bezug genommen?
Auf mehreren Testfeldern der Universität Greifswald und des Greifswald Moor Instituts werden aktuell Daten gesammelt, die zu einer Umstellung der europäischen Subventionierung von Moorkulturen genutzt werden. Lokale Archivmaterialien über einen Hexenprozess, hochstaplerische Ritterbrüder aus Lüneburg und DDR Fdj Jugendcamps für staatliche Meliorationsvorhaben geben Einblick in die historische Dimensionen.
Lokale Künstler und Umweltwissenschaftler schaffen Austauschorte für ökologisch bezogene Kulturarbeit.
Landwirte die mit den sehr existenziellen Fragen der direkten Übersetzung der Ideen konfrontiert sind,-und über 5000 Jahre intakte Bodenproben die als eigenes Archiv eine noch viel längere viel größere Geschichte zu erzählen haben.
Eindrücke und Materialien dieser Zeit verarbeitet Laura Haak in einer Installation aus 4 unterschiedlich langen Videoessays mit immersiver Soundcollage, bedruckten lokal hergestellten Grasfaserplatten, einer Projektionsfläche aus Agaragar und Paludikulturen und einer Sitzinstallation aus 130kg Seggenrohrgras
der vor Ort gefilmten Felder.
Ein Reader mit gesammelten Materialien und textlichen Einordnungen inspiriert von Essays von Tim Ingold schlägt eine Dramaturgie vor, die im Sinne der eigenen Wahrnehmung verworfen werden kann.
‘Wet again’ is the result of a two-year process by Laura Haak to perceive and accompany a moorland region as an acting entity.
It is located in a remote area in north-eastern Germany near Lake Kummerow in the Surrounding Malchin.
A lot of time was spent conducting field research, developing scores of collaboration, and tracing hiking and canoe routes 1:1.
This led to an exchange with local people who have a long-standing relationship with the peat soil and are committed to the rewetting of moorland soils both locally and across Europe.
A fabric of different perspectives emerged, along with questions about their power-political implications for rural design processes. What are the new choreographies of maintenance work, and what perspectives are being referred to?
Data is currently being collected at several test sites at the University of Greifswald and the Greifswald Moor Institute, which will be used to change European subsidies for moorland cultivation. Local archive materials about a witch trial, impostor knights from Lüneburg and GDR Fdj youth camps for national drainage projects provide insight into the historical dimensions.
Local artists and environmental scientists are creating places of exchange for ecologically-related cultural work.
Farmers who are confronted with the very existential questions of directly translating ideas,- And over 5,000 years intact soil samples that, as an archive in their own, have an even longer and much greater story to tell.
Laura Haak processes impressions and materials from this period in an installation consisting of four video essays of varying lengths with an immersive sound collage, printed locally produced grass fibre boards, a projection surface made of agar agar and paludicultures, and a seating installation made of 130 kg of sedge grass
from the fields filmed on site.
A reader with collected materials and textual classifications inspired by essays by Tim Ingold suggests a dramaturgy that can be discarded in the sense of one's own perception.
Dr Uta Berghöfer, Dr Joachim Borner Martina Zienert
from Projekthof Karnitz , Nora Köhn from University
Greifswald, Dr Ulf Schiefelbein from Ministry for
Climate Protection, Agriculture, Rural Areas and
the Environment Mecklenburg-Western Pomerania
, Tobias Dahms from thermal drones GmbH, Richard
Hurding from Zelfo Technology GmbH, the paludi
farmers Ludwig Bork and Henning Voigt,
Frank Zimmermann from "Uns lütt Museum“ Dargun
and sculptor Kathrin Wetzel for their time and
willingness to show themselves, interesting and
realizing conversations, the opportunity for a bird‘s eye
view and 150 kilograms of sedge cane grass,
Tim
Ingolds for loaning captions and providing impulses
for thoughts and perception
Celine Condorelli, Jaya Demmer, Lina Determann, Mascha Dilger, Benjamin Eisele, Constanze Fischbeck, Hanna Franke, Vera Gärtner, Marlene-, Michael-, Birgit- and Michaela Haak, Mira Hirtz, Franka Kampmeier, Alexander Knoppig, Hanne König, Christian‘Lübben, Leonie Mühlen, Wiebke Muller, Leonie Müller, Laura Morcillo and ZeitBildLab, Luise Peschko, Nis Petersen, Sebastian Schafer, Susanne Schmitt, Josefine Scheu, Phillip Schell, Arthur Schuman, Henriette Schwabe, Claud Teichmann, Alexander Thelen, Johannes Thimm, Leia Walz, Isabel Winter for countless support, the best of times, carrying hands, attentive eyes and continuous inquiries and Paulina Mimberg for the most splendid graphic.
Filler Verlag ist eine unabhängige Plattform für das Buch und für den Diskurs, der aus ihm hervorgeht. „Verlegen“ wird dabei nicht als Akt der Verteilung, sondern als ein Akt des Teilens verstanden. Der Fokus liegt auf der kollektiven Entwicklung und dem Fördern von Diskurs. Mit diesem experimentellen Ansatz denkt Filler das Buch weiter: Wie kann es als Medium in einer zunehmend digitalen und schnelllebigen Welt relevant bleiben? Welche Rolle spielen unabhängige Verlage in einer Zeit, in der Massenproduktion und Standardisierung dominieren?
Aus diesen Fragen heraus entstand Big Hat Big Problems – eine Reihe von Zusammenkünften. Sowohl im physischen als auch im metaphorischen Sinne ist Big Hat Big Problems ein Ort der ständigen Verhandlung und des Austauschs, aber auch des Verweilens. In der Struktur gibt es Referenzen zu literarischen Salons. Lesungen, Gespräche, dicke Teppiche, gemütliche Sessel und gedimmtes Licht. Ein entscheidender Unterschied: Die Gästeliste ist nicht exklusiv.
Big Hat Big Problems ist eine Einladung, das Buch nicht wie üblich als ersten Schritt des Veröffentlichens zu begreifen, sondern als Mittel, um Öffentlichkeiten zu schaffen. An diesen Öffentlichkeiten bedient sich Filler, denn aus jedem Treffen sollen Nachträge der Beitragenden, aber auch Einfälle oder offene Fragen der Teilnehmenden hervorgehen und festgehalten werden. Diese sollen das anfängliche Skript und somit den Inhalt des Buches fortschreiben. Als Gegenthese zum traditionellen Austellungskatalog, der ein Projekt abschließt, wird der Katalog zu Big Hat Big Problems durch jede Veranstaltung erweitert. Er ist modular, jede Zusammenkunft ein Kapitel.
Das Programm ist nicht thematisch gegliedert, Schwerpunkt liegt auf ephemeren Aspekten. Die Fokussierung auf einen Abend – dass alles nur einmal zu hören oder zu sehen ist –
lenkt die Kuration. Den Großteil der Beiträge machen gelesene Texte aus, auch die Aufnahme eines Hörspiels wird nur einmal abgespielt. Die Straße vor dem Ausstellungsraum wird auch durch eine große Kreidezeichnung bespielt. Der Salon öffnet sich; veröffentlicht sich. Im Grunde ist das schon Kunst im öffentlichen Raum, am nächsten Tag aber wieder weg. Das Programm hat keinen Zeitplan, nur eine Reihenfolge und im Laufe des Abends kommt es zu zufälligen Begegnungen und ungeplanten Beziehungen zwischen den Texten. Und innerhalb des Publikums auch, dass à la Salon in den Pausen zwischen den Interventionen über das Erfahrene diskutiert. Big Hat Big Problems will zeigen, dass jede Bewegung und jedes Verstehen nur im Bezug auf andere und ihre Worte möglich ist – auch das Verstehen der eigenen Position, der eigenen Arbeitsweisen und ihrer Wirkung. Kunst, die uns oder etwas berührt, entsteht stets im Dialog mit den Ideen anderer.
Es bleibt Raum für Zweifel, für unvollendete Gedanken und ein Glas zwischendurch. Es gibt keine Botschaften zu entschlüsseln – nur die Einladung, Mehrdeutigkeiten zu akzeptieren.
Die Dokumentation ist absichtlich reduziert, um Performer*innen aber auch Besucher*innen einen freien Raum zu geben.
Filler Verlag is an independent platform for the book and for the discourse that emerges from it. “Publishing” is not understood as an act of distribution, but as an act of sharing. The focus is on collective development and the promotion of discourse. With this experimental approach, Filler thinks the book further: How can it remain relevant as a medium in an increasingly digital and fast-moving world? What role do independent publishers play in an age dominated by mass production and standardization? these questions gave rise to Big Hat Big Problems - a series of gatherings. In both a physical and metaphorical sense, Big Hat Big Problems is a place of constant negotiation and exchange, but also of dwelling. There are references to literary salons in the structure. Readings, conversations, thick carpets, cozy armchairs and dimmed lights. One decisive difference: the guest list is not exclusive.Big Hat Big Problems is an invitation to see the book not as the first step towards publication, as is usually the case, but as a means of creating publics. Filler makes use of these publics, as each meeting is intended to produce and record additions from the contributors, as well as ideas or open questions from the participants. These are intended to continue the initial script and thus the content of the book. As an antithesis to the traditional exhibition catalog that concludes a project, the catalog for Big Hat Big Problems is expanded through each event. It is modular, each meeting is a chapter, the program is not thematically structured, the focus is on ephemeral aspects. The focus on the single evening - that everything can only be heard or seen once - guides the curation. The majority of the contributions consist of read texts, even the recording of a audio play is only played once. The street in front of the exhibition space is covered by a large chalk drawing. The salon opens up; publishes itself. Basically, this is already art in public space, but it's gone again the next day. The program has no schedule, only a sequence, and in the course of the evening there are chance encounters and unplanned relationships between the texts. And within the audience, too, that à la Salon discusses what they have experienced in the breaks between the performances. Big Hat Big Problems wants to show that every movement and every understanding is only possible in relation to others and their words - including the understanding of one's own position, one's own working methods and their effect. Art that touches us or something is always created in dialog with the ideas of others. There is room for doubt, for unfinished thoughts and a glass in between. There are no messages to decipher - only the invitation to accept ambiguity. The documentation is intentionally reduced to create an open space for both performers and visitors.
„In Defense of Mis Caprichos“ ist eine multimediale Ausstellung, die auf einem selbst kuratierten Archiv von 140 gefundenen und eigenen Bildern basiert. Sie setzt sich mit der vernakulären Bildsprache Lateinamerikas auseinander – von Memes und persönlichen Fotos bis zu Screenshots. Viele Bilder sind durch digitale Verbreitung nur in niedriger Auflösung erhalten und spiegeln so die visuelle Textur des Internets wider. Sie vermitteln eine Sensibilität, die sich nicht erklären lässt, sondern sich durch Stimmung, Ton und Wiederholung entfaltet. Viele der Bilder stammen aus oder zeigen Kontexte des Globalen Südens und verstehen sich als Hommage an dortige alltägliche, informelle Gesten. Zusammen bilden sie eine visuelle Sprache, die intim, vielschichtig, instabil und oft humorvoll ist.
Das Projekt bezieht sich auf Hal Fosters Aufsatz „An Archival Impulse“, der das Archivieren als künstlerische Praxis versteht und Fragmentierung der Kohärenz vorzieht – zentrale Konzepte für dieses sich stetig wandelnde Archiv. Daraus wurden zehn künstlerische Objekte entwickelt, die die Skurrilitäten der Sammlung erfassen: Repliken, Performances oder hybride Assemblagen. Ihre Logik beruht auf Aneignung, Kopie und Transformation – im Sinne Byung-Chul Hans, der Replikation als kreative Strategie für neue Bedeutungen begreift.
Einige Werke greifen konkrete Bilder auf: Eine Performance, bei der ein Plastikpool auf einem Motorrad transportiert wird, bezieht sich auf ein Archivbild. Ein anderes verwandelt einen falsch übersetzten Tweet in ein dekoratives Holzschild. Ein drittes ist ein Traumfänger aus gelber Unterwäsche – inspiriert von einem kolumbianischen Neujahrsbrauch, wonach gelbe Unterwäsche Glück bringen soll.
Ein zentrales Element ist eine Videoarbeit, die das gesamte Archiv in Endlosschleife zeigt, begleitet von Texten aus unterschiedlichen Quellen: akademisch, persönlich oder aus sozialen Medien. Die Anordnung ist nicht erklärend, sondern atmosphärisch. Die Ausstellung schafft einen hierarchiefreien Raum, der Intuition, spielerische Ernsthaftigkeit und visuelle Alltagskulturen in den Mittelpunkt stellt.