Frische Fische kann Fischer Fritz nicht mehr fischen. Nicht erst seit seinem Schlaganfall. Sein Sohn Franz ist kein Fischer geworden, sondern Frisör in der Großstadt. Um den Vater zu versorgen hat er eine ausländische Pflegekraft engagiert. Ein Sprechtheater nennt die Autorin Raphaela Bardutzky ihr Stück, das bei den Autor*innentheatertage 2022 am Deutschen Theater in Berlin ausgezeichnet wurde. Sprachlich virtuos, tragisch-komisch und spielerisch leicht erzählt sie von Heimat und Fremde, Sehnsucht und Einsamkeit, Stadt und Land, Alter und Jugend. Im Anschluss findet ein Gespräch mit der Autorin Raphaela Bardutzky statt.
Beschreibung (en)
Fisherman Fritz can no longer catch fresh fish. Not just since his stroke. His son Franz has not become a fisherman, but a hairdresser in the big city. He has hired a foreign carer to look after his father. Author Raphaela Bardutzky calls her play, which won an award at the Autor*innentheatertage 2022 at the Deutsches Theater in Berlin, spoken theater. With virtuoso language, tragic-comic and playful lightness, it tells of home and foreignness, longing and loneliness, city and country, age and youth. This will be followed by a discussion with the author Raphaela Bardutzky.
Das neue Stück ist ein Format, in langjähriger Kooperation von Staatstheater Karlsruhe und HfG Karlsruhe, welches Texte zeitgenössischer Autor*innen behandelt. Die Studierenden entwickeln eine szenische Lesung, die normalerweise im Studio des Staatstheaters stattfindet.
Im Sommersemester 2020, entwickelte die Gruppe einen etwa einstündigen Audiowalk durch die Südstadt, der somit der Zeit - inmitten des Pandemiegeschehens – gerecht werden konnte.
Die Besucher*innen, die sich am Staatstheater sammelten, bekamen eine Karte mit verzeichneten Stationen, Kopfhörer, einen Mp3 Player und eine Sitzgelegenheit für unterwegs. Die von den Schauspielerinnen eingelesen Texte (Marie-Joelle Blazejewski
Lucie Emons), leiteten die Teilnehmer*innen audio-visuell durch die Straßen. Ergänzt wurde der Walk durch unterschiedliche Interventionen: z.B. das Verteilen von Joghurts, Aushänge von Wohnungen im Markler*innen Büro, Ruhestationen und ein Livemoment mit den Schauspiele-rinnen Lodi Doumit und Antonia Mohr in einem leerstehenden Ladenlokal in der Schützenstraße.
Inhalt:
„Frau Verschwindet (Versionen)“ von Julia Haenni ist 2019 im „Verlag der Autoren“ in Frankfurt am Main erschienen.
Eine Frau verschwindet aus ihrer Wohnung. Die Tür steht offen. Ist ihr Verschwinden Zufall, trifft die Frau die Entscheidung ihr Heim zu verlassen selbstbestimmt, ist etwas passiert…?
Die Autorin skizziert unterschiedliche Frauenstimmen, die mal mit sich selbst, mal untereinander in Dialog treten. Die Themen des Verschwindens und die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft, sind herbei zentral.
The new play is a format, in a long-standing cooperation between Staatstheater Karlsruhe and HfG Karlsruhe, which deals with texts by contemporary authors. The students develop a staged reading that normally takes place in the Staatstheater's studio.
In the 2020 summer semester, the group developed a one-hour audio walk through the Südstadt, which was thus able to do justice to the time - in the midst of the pandemic.
The visitors, who gathered at the Staatstheater, were given a map with marked stations, headphones, an mp3 player and a place to sit on the go. The texts read by the actresses (Marie-Joelle Blazejewski
Lucie Emons), guided the participants audio-visually through the streets. The walk was supplemented by various interventions: e.g. the distribution of yoghurts, notices of apartments in the Markler*innen office, resting stations and a live moment with the actresses Lodi Doumit and Antonia Mohr in a vacant store in Schützenstraße.
Content:
"Frau Verschwindet (Versionen)" by Julia Haenni was published in 2019 by "Verlag der Autoren" in Frankfurt am Main.
A woman disappears from her apartment. The door is open. Is her disappearance a coincidence, did the woman make the decision to leave her home on her own, did something happen...?
The author sketches different women's voices, who sometimes enter into dialog with themselves, sometimes with each other. The themes of disappearance and the role of women in our society are central.
Ein Wohnhaus in Berlin: darin ein alter Trinker, ein lesbisches Paar, ein Geflüchteter, eine depressive Frau und ihr Ex-Mann. Im Stück „Zu unseren Füßen, das Gold, aus dem Boden verschwunden“ von Svealena Kutschke entspinnen sich im Alltag jener Figuren Fragen nach unserem Umgang mit dem Fremdem – sei es kultureller oder ideologischer Couleur. Die voyeuristische Situation, in welcher sich jegliche Erkenntnis nur durch die Blicke und Zuschreibungen der Nachbarn vollzieht, wurde hierfür in eine panoptische Szenografie übersetzt. Darin bewohnen die Schauspieler gemeinsam mit den Zuschauern Vorder- und Hinterhaus sowie die Seitenflügel, um so gleichsam eine diskursive wie affizierende Arena aufzuspannen. In der Mitte, ein Spiegel. Jene Leerstelle fungiert zugleich – in Form des Hinterhofs – als Austragungsort der einsamen Monologe wie auch als räumlicher Akteur für den, in der Besetzung nicht vorgesehenen, Flüchtling. Ob und wie jene Figur durch die Spiegelreflexion eine Stimme erlangt oder ob die Anwesenden in der Betrachtung lediglich auf sich selbst zurückgeworfen werden, bleibt bewusst eine offene, ungelöste Frage.
An apartment building in Berlin: an old drunk, a lesbian couple, a refugee, a depressed woman and her ex-husband. In Svealena Kutschke's play "Zu unseren Füßen, das Gold, aus dem Boden verschwunden" (At our feet, the gold that has disappeared from the ground), questions about how we deal with the foreign - be it of a cultural or ideological nature - arise in the everyday lives of these characters. The voyeuristic situation, in which all knowledge is only gained through the gazes and attributions of the neighbors, was translated into a panoptic scenography. In it, the actors inhabit the front and back houses as well as the side wings together with the audience in order to create an arena that is both discursive and affirmative. In the middle, a mirror. This empty space functions simultaneously - in the form of the backyard - as a venue for the solitary monologues and as a spatial actor for the refugee, who is not included in the cast. Whether and how this figure acquires a voice through the mirror reflection or whether those present are merely thrown back on themselves in the reflection deliberately remains an open, unresolved question.
Bühne: Julia Ihls und Gloria Müller, ADSZ Hfg Karslruhe WS 2019/2020
Regie: Tobias Dömer
Dramaturgie: Nele Lindemann, Anna Haas
Mit: Ute Baggeröhr, Marie-Joelle Blazejewski, Antonia Mohr, Sven Daniel Bühler, Timo Tank
Das neue Stück „Frau Ada denkt Unerhörtes“ handelt von der ersten Programmiererin der Welt, Ada Lovelace. Es beschreibt Adas Leben in zwei Teilen: Einem biografischen aber stark verfremdeten ersten Teil, der durch seine Dialoge und Besetzung eher Traumhaft wirkt, und einem realistisch anmutenden zweiten Teil, in dem eine Zukunft erdacht wird, in der eine der Maschinen, die Ada einst erfand, die Macht über die Menschheit an sich nimmt.
Unsere Kulisse bestand aus einem leicht durchscheinenden Vorhang, der die Bühne in der Mitte teilt. Im ersten Teil des Stücks saßen die Zuschauer auf der Tribüne, für den zweiten Teil wechselten sie die Seite des Vorhangs und saßen dann auf niedrigen Podesten auf der Rückseite der Bühne.
Um die Traumhaftigkeit des ersten Teils darzustellen, zeigten wir dort nur die Schauspielerin von Ada vor dem Vorhang, die anderen drei Schauspieler, welche die Figuren der Mutter und zweier Puppen darstellten, befanden sich hinter dem Vorhang und waren nur durch Schatten auf diesem zu sehen. Das Stück lässt offen, ob Ada mit echten Personen spricht, ob die Ereignisse wirklich passiert sind, oder ob alles nur in Adas Kopf stattfindet. Dieses Verschwimmen aus Fiebertraum und Wirklichkeit wurde durch die Schatten auf dem Vorhang artikuliert. Um dem Publikum dennoch ein Gefühl für die echte Ada Lovelace zu geben, wurden immer wieder Fakten aus ihrem Leben auf den Vorhang projiziert.
Im zweiten, sehr realistisch anmutenden Teil, bei dem sich die Zuschauer auf der anderen Seite des Vorhangs befinden, stehen die drei Schauspieler nun auf der Publikumsseite des Vorhangs in den Rollen dreier Wissenschaftler. Ada, jetzt als Roboter, steht leicht beleuchtet hinter dem Vorhang und scheint wie eine Traumvorstellung trüb durch den Stoff. In dem Moment, als sie zu eigenständigem Leben erwacht, wechselt sie die Seite des Vorhangs, tritt aus dem Traum und übernimmt die Realität.
Neben dem Verschwimmen von Traum und Realität, ist das Stück ebenfalls geprägt von Machtverhältnissen: Im ersten Teil wird Ada von ihrer Mutter und ihren vielen Krankheiten dominiert und muss viel liegen. Die Schauspielerin sitzt im gesamten ersten Teil auf dem Boden. Der Schatten der Mutter hinter ihr ist groß und bedrohlich. Das Publikum sitzt in einer erhöhten Position auf der Tribüne und schaut auf Ada herab.
Im zweiten Teil übernimmt Ada in Form eines Roboters die Macht, das Publikum wird ihr untergeordnet und sitzt auf niedrigen Podesten fast auf dem Boden. Die Wissenschaftler werden von Ada überwunden und verlassen nach und nach den Lichtkegel der Bühne.
The new play "Frau Ada denkt Unerhörtes" is about the world's first female programmer, Ada Lovelace. It describes Ada's life in two parts: A biographical but heavily distorted first part, which seems rather dreamlike due to its dialog and cast, and a realistic-seeming second part, in which a future is imagined in which one of the machines Ada once invented takes power over humanity.
Our backdrop consisted of a slightly translucent curtain that divided the stage in the middle. In the first part of the play, the audience sat on the bleachers; for the second part, they changed sides of the curtain and then sat on low platforms at the back of the stage.
In order to portray the dreamlike nature of the first part, we only showed Ada's actress in front of the curtain; the other three actors, who played the characters of the mother and two puppets, were behind the curtain and could only be seen through shadows on it. The play leaves it open as to whether Ada is talking to real people, whether the events really happened or whether everything is just taking place in Ada's head. This blurring of fever dream and reality was articulated by the shadows on the curtain. In order to give the audience a feeling for the real Ada Lovelace, facts from her life were projected onto the curtain again and again.
In the second, very realistic-looking part, in which the audience is on the other side of the curtain, the three actors now stand on the audience side of the curtain in the roles of three scientists. Ada, now as a robot, stands slightly illuminated behind the curtain and seems to be clouding through the fabric like a dream. The moment she awakens to independent life, she changes sides of the curtain, steps out of the dream and takes over reality.
In addition to the blurring of dream and reality, the play is also characterized by power relations: In the first part, Ada is dominated by her mother and her many illnesses and has to lie down a lot. The actress sits on the floor throughout the first part. The shadow of her mother behind her is large and threatening. The audience sits in an elevated position on the stand and looks down on Ada.
In the second part, Ada takes over in the form of a robot, the audience is subordinated to her and sits on low platforms almost on the floor. The scientists are overcome by Ada and gradually leave the light cone of the stage.
Bühne & Kostüme: Paula Klotzki, Cara Kollmann
Regie: Liss Scholtes
Dramaturgie: Nele Lindemann, Anna Haas
Mit: Marie-Joelle Blazejewski, Anna Gesa-Raija Lappe, Tom Gramenz, Gunnar Schmidt
In sieben komisch-poetischen Miniaturen beschreibt Caren Jeß menschliche Abgründe im Gewand von Federtieren wie dem Dreckspfau, der Sumpfmeise, tanzenden Flamingos oder dem Bussard im Beton der Vernunft. Ein Stück voller Humor, subtilem Wortwitz und draller Situationskomik.
Beschreibung (en)
In seven comic-poetic miniatures, Caren Jeß describes human abysses in the guise of feathered creatures such as the peacock, the marsh tit, dancing flamingos or the buzzard in the concrete of reason. A play full of humor, subtle wordplay and gritty situation comedy.
Bühne/Kostüm: Paula Klotzki, Jana Trampert, Cara Kollmann, Julia Ihls
Dramaturgie: Nele Lindemann, Anna Haas
Regie: Tobias Döhmer
SchauspielerInnen: Antonia Mohr, Jannek Petri, Alisa Kunina, Pål Fredrik Kvale, Constantin Petry
Plakat: Julia Ihls
In einer unbestimmten Zukunft sind nur noch Menschen mit einem besonderen Sprach-Gen privilegiert. Wer dieses Gen nicht aufweist, lebt außerhalb eines urbanen Zentrums, in Ruinen, mit rudimentärer Sprache, auf den evolutionären Grad eines Insekts reduziert. Wurm ist sprachlich begabt und schlüpft täglich durch die Absperrungen, die die Kolonien voneinander trennen, um im Zentrum zu arbeiten. Doch sein Vorgesetzter hat schon Verdacht geschöpft. Wie Sprache, Macht und die Herausbildung totalitärer Systeme zusammenhängen, davon schreibt Maria Milisavljevic in ihrem Stück Worte.
Beschreibung (en)
In an indefinite future, only people with a special language gene will be privileged. Those without this gene live outside an urban center, in ruins, with rudimentary language, reduced to the evolutionary level of an insect. Wurm is linguistically gifted and slips through the barriers separating the colonies every day to work in the center. But his superior has already become suspicious. Maria Milisavljevic writes about how language, power and the development of totalitarian systems are connected in her play Worte.
MYCOSKENE ist eine material-theoretische Verflechtung rund um das Thema Mycelium, dem unterirdischen Hyphengeflecht der Pilze. Ob als sozio-philosophische Metapher, Bau- und Gestaltungsmaterial oder in Form einer multi-medialen Rauminstallation – in ihrer Arbeit folgte die Szenografin und Konzepterin Julia Ihls über 8 Monate den fein verwobenen Strukturen jener Organismen, die durch ihre eigene Zeitlichkeit und Qualitäten zu maßgeblichen Co-Gestaltenden wurden.
Beschreibung (en)
MYCOSKENE is a material-theoretical interweaving around the theme of mycelium, the subterranean network of hyphae of fungi. Whether as a socio-philosophical metaphor, building and design material or in the form of a multi-media spatial installation - in her work, scenographer and conceptual designer Julia Ihls followed the finely interwoven structures of these organisms for over 8 months, which became decisive co-creators through their own temporality and qualities.
"Materialien zu Ausstellungsdesign und Szenografie" ist eine neue Publikationsreihe des Fachbereichs Ausstellungsdesign und Szenografie der HfG Karlsruhe. Sie setzt sich mit der Gestaltung von narrativen Räumen als kritischer Designpraxis auseinander. Materialien zu Ausstellungsdesign und Szenografie ist als fortlaufende Materialsammlung angelegt, in der Beiträge zu Diskussionen in unserem Fachgebiet zusammengetragen und zugänglich gemacht werden. Wir betrachten die einzelnen Ausgaben als Ausstellungsräume und die bedruckten Seiten als Displays. Dabei geht es uns nicht vorrangig um die Produktion neuer Beiträge sondern um bestehende Materialien, die durch ihre Auswahl, Kombination, Kontextualisierung oder Kommentierung, sowie ihre gestaltete Darstellung in Printform neue Zusammenhänge und Perspektiven herstellen.
Beschreibung (en)
"Materials on Exhibition Design and Scenography" is a new publication series from the Department of Exhibition Design and Scenography at the HfG Karlsruhe. It deals with the design of narrative spaces as a critical design practice. Materials on Exhibition Design and Scenography is designed as an ongoing collection of material in which contributions to discussions in our field are compiled and made accessible. We view the individual issues as exhibition spaces and the printed pages as displays. We are not primarily concerned with the production of new contributions, but rather with existing materials that create new contexts and perspectives through their selection, combination, contextualization or commentary, as well as their designed presentation in print form.
Hacker culture connects theory and praxis (following hand-on principles) and a new approach to culture materials (»information wants to be free«), that implies not only a different epistemology, but also a new political discourse on digitality, devices, and people. The relation between technic and politic of this group is analyzed in the first chapter: first focusing on the emergence of proprietary software; then considering the differences between open source and free software, the last one challenging radically the notion of private property and the social relation among programs, users, and developers. Later on, reading Hanna Arendts "The Human condition", the relation will be further discussed in terms of labor, work and action, necessity and freedom, which establish the conditions for politics. In the second chapter, the concept of conviviality (Ivan Illich) is introduced and discussed. This idea is later developed in maintenance as infrastructural care and proposed as a central element of digital technologies that should be further discussed. This constellation of thinking and acting, playing and learning, experimenting and taking responsibility, as well as politics and social relations should play a prominent role in the debate about technology.
Die Hackerkultur verbindet Theorie und Praxis (nach hand-on Prinzipien) und einen neuen Ansatz für Kulturmaterialien (»information wants to be free«), der nicht nur eine andere Epistemologie, sondern auch einen neuen politischen Diskurs über Digitalität, Geräte und Menschen impliziert. Das Verhältnis zwischen Technik und Politik dieser Gruppe wird im ersten Kapitel analysiert: Zuerst wird die Entstehung proprietärer Software betrachtet, dann die Unterschiede zwischen Open Source und freier Software, und wie im letzten die Privateigentum und die soziale Beziehung zwischen Programmen, Benutzern und Entwicklern radikal in Frage gestellt werden. Später wird diese Beziehung anhand von Hanna Arendts _Die conditio humana_ in Bezug auf Arbeit, Herstellen und Handlen, Notwendigkeit und Freiheit, die die Bedingungen für Politik schaffen, weiter diskutiert. Im zweiten Kapitel wird das Konzept der Konvivialität (Ivan Illich) vorgestellt und diskutiert. Diese Idee wird später in der Wartung als infrastrukturelle Vorsorge weiterentwickelt und als ein zentrales Element digitaler Technologien vorgeschlagen, das weiter diskutiert werden sollte. Diese Konstellation des Denkens und Handelns, des Spielens und Lernens, des Experimentierens und der Übernahme von Verantwortung sowie der Politik und der sozialen Beziehungen sollte in der Technologiedebatte eine wichtige Rolle spielen.
Die Rauminstallation “Elastic Kin” zeigt eine Gruppe von Textilobjekten - Gefüge -, die aus weggeworfenen Kleidungsstücken bestehen. Sie existieren sowohl als Individuen als auch als Gruppe. Die Kleidungsstücke, die in den Straße von K. gefunden wurden und von Anderen in anderen Kontext hergestellt worden sind, kehren ihren ursprünglichen Zweck um, indem sie zu eigenen Körpern werden, die unabhängig von menschlichen Körpern sind. Jede Oberfläche ist wie eine geheime Landkarte, die Spuren anonymer Hände enthält, die an den Textilien gearbeitet haben.
Der Sound der Installation ist ein Echo - fast verschwundener, kollektiver Erinnerungen an vergangene Momente und Orte.
“Elastic Kin” versucht, eine weit verbreitete Verwandtschaft darzustellen, die durch unsichtbare, lose und elastische Fäden imaginiert wird, die ein internationales System von Lieferketten, Arbeiter*Innen und Konsument*Innen, Trendprognosen und unvorhersehbarem Zeitgeist, Massenproduktion und meditativer Handarbeit abbilden. Welche Spuren dieser Kontexte enthalten die Kleidungsstücke?
Das Video zeigt eine performative Intervention im öffentlichen Raum. Es zeigt die Gefüge, die eine neue Existenz außerhalb ihrer Produktions- und Vermarktungskontexte führen: Sie kehren in ein Einkaufszentrum zurück, animiert von den Menschen, die sie einst bekleideten.
The spatial installation “Elastic Kin” shows a group of textile objects – Gefüge – that were assembled from discarded and abandoned garments. They exist as individuals as well as a kin. Assembled from used garments, found in the streets of K., produced by others in other contexts, they invert their original purpose by becoming bodies of their own, no longer dependent on being activated by a human body. The surface of every Gefüge is like a secret map, containing traces of anonymous hands working on them.
The sound in the installation is an echo of almost vanished collective memories of past moments and places. “Elastic Kin” attempts to depict a widespread kinship, that is imagined through invisible, loose and elastic threads mapping an international system of supply chains, workers and consumers, trend forecast and unpredictable zeitgeist, mass production and meditative handcraft. Which traces of these contexts do the garments contain?
The video shows a performative intervention in pub- lic space. It shows the Gefüge leading a new existence outside their production and marketing contexts: They return to the shopping mall, animated by the people, they once used to dress.
Das Bio Design Lab ist ein hybrider und evolutiver Ort, der sowohl im digitalen als auch im physischen Raum existiert. Konzipiert als wachsende Plattform, die die Fachbereiche der Staatlichen Hochschule für Gestaltung miteinander verbindet, wird das Labor als Raum für Präsentation, Bildung und Wissensvermittlung genutzt.
Das Bio Design Lab konzentriert sich auf die lokale Region, ihre Ressourcen und Möglichkeiten und zielt aktiv darauf ab, die Produktionsweisen in Karlsruhe und Süddeutschland umzugestalten und neu zu überdenken. Zur Interaktion mit diesen Themen und Materialien, sowohl im digitalen als auch im physischen Raum, lädt das Labor lokale ExpertInnen und BesucherInnen gleichermaßen ein an gemeinsamen Projekten zu arbeiten.
Spuren dieser Aktivitäten komplementieren ein ständig wachsenden Netzwerk.Das Wissen über diese Ressourcen wird durch die Erstellung eines Know-how-Glossars und einer Materialbibliothek destilliert, durch virtuelle und physische Workshops vermittelt, sowie durch die Präsentationen herausragender Projekte, die sich mit nachhaltigen Materialien befassen, kommuniziert.
Das Labor fungiert als Inkubator und Modell für Zusammenarbeit und Produktion, das im Einklang mit dem aktuellen Wandel der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe steht.
The Bio Design Lab is a hybrid and evolutive environment that exists in both the digital and physical space. Conceived as a platform for connection and collaboration with local partners and using local resources, the Lab hosts the presentation, education and transmission of knowledge. As students and experts are invited to work on bio-design related projects, visitors can explore and interact with the Lab’s production and lines of inquiry.
Projects within the Lab focus on the local region, its materials and possibilities, and actively aim to reshuffle and rethink modes of production in Karlsruhe and the south of Germany. Topics under exploration include Algae, Soil, Plants, Body, and Agriculture. To interact with these themes and related materials, both within the digital and physical space, the Lab invites local experts and visitors alike.
Within the Bio Design Lab, regional resources are collected by connecting with local partners; they are then distilled through the making of a know-how glossary and a material library, aiming to develop local materials. The knowledge around these resources is disseminated through virtual workshops and multimedia presentations of outstanding projects dealing with sustainable materials. Ultimately, traces of these activities will remain in a constantly growing network, both in the digital platform and in physical displays of existing and future objects.
The Lab works as an incubator and a model for collaboration and production that is in line with the current transformation of the Karlsruhe University of the Arts and Design Karlsruhe. It was first presented to the public in the context of Critical Zones, an exhibition at ZKM | Center for Art and Media.
"Disparate Precedents of Display" untersucht die Art und Weise, wie der Raum auf die Besucher wirkt, und stellt Ausstellungsdesign als eine genuin politische Praxis dar, die auf der Vergangenheit aufbaut und von ihr erbt - von vergangenen Ausstellungen, einflussreichen Ausstellungsgestalter*innen und Konventionen der Präsentation, die in unterschiedlichen politischen Systemen wurzeln.
Zwei Ausstellungen, die vom deutschen Staat in Auftrag gegeben wurden, dienen als Fallstudien. "Gebt mir vier Jahre Zeit" war eine nationalsozialistische Propagandaschau, die 1937 in Berlin stattfand. Sie feierte die Umgestaltung aller Bereiche der Gesellschaft unter der nationalsozialistischen Herrschaft seit der Umsetzung von Adolf Hitlers Vierjahresplan. Einundzwanzig Jahre später beauftragte die Bundesrepublik Deutschland denselben Architekten mit der Gestaltung des deutschen Pavillons auf der Expo '58 in Brüssel. Auf der Weltausstellung hatte der junge Nachfolgestaat zum ersten Mal die Gelegenheit, die kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Parameter des nunmehr demokratischen Deutschlands auf internationaler Ebene zu präsentieren. Beide Ausstellungen lassen sich als Repräsentationen staatlicher Macht und politischer Narrative beschreiben - die eine im Namen des Krieges, die andere im Namen der Humanität. Maßgeblich beteiligt an beiden Ausstellungen war Egon Eiermann als Ausstellungsarchitekt.
Performance: Anna K. Seidel
Outside Eye: Caroline Kapp, Manon Haase
Graphikdesign: Mona Mayer
Single line font EE_7475: Barbara Acevedo Strange, Moritz Appich
Coding: Frank Bublitz
Stimme: Liv Rahel Schwenk
Aufzeichnung: Florian Wulff
Video Dokumentation: Mustafa Emin Büyükcoşkun
Photographien: Lizzy Ellbrück
Editorial support: Joyce Moore
Copyediting: George MacBeth
Special Thanks to
Céline Condorelli, Hanne König, Sami Khatib, Lioudmila Voropai,
Julian Warner, Thomas Rustemeyer, Constanze Fischbeck,
Susanne Kriemann, Hans D. Christ und Iris Dressler, Judith Milz,
Christian Becker (Stadtarchiv Oranienburg), Mechthild Ebert (saai),
Janina Capelle, Lydia Kähny, Daniel Lythgoe, Tjark Schönfeld,
Alexander Knoppik, Lena Breitmoser, Sören Göbel, Jule Köpke, Arthur Schuman,
Jana Barthel and Danny Klein.
Gefördert von
Fonds Darstellende Künste (Rechercheförderung)
Rosa Luxemburg Stiftung Baden Württemberg
"Disparate Precedents of Display" looks at the way space affects visitors, exposing exhibition design as a genuinely political practice, building on and inheriting from the past – from past exhibitions, influential exhibition designers and conventions of display rooted in disparate political systems.
Two exhibitions, commissioned by the German state, serve as case studies. “Gebt mir vier Jahre Zeit” was a National Socialist propaganda show staged in Berlin in 1937. It celebrated the transformation of all sectors of society under National Socialist rule since the implementation of Adolf Hitlers 4-year-plan. Twenty-one years later, the Federal Republic of Germany commissioned the same architect to design the German Pavilion at the Expo ‘58 in Brussels. At the World‘s Fair the young successor state had its first opportunity to present the cultural, economic and political parameters of a now democratic Germany on an international scale. Both shows can be described as representations of state power and political narratives – one in the name of war and one in the name of humanity. Significant contributor to both exhibitions was Egon Eiermann in his role as exhibition architect.
Performance: Anna K. Seidel
Outside Eye: Caroline Kapp, Manon Haase
Graphic Design: Mona Mayer
Single line font EE_7475: Barbara Acevedo Strange, Moritz Appich
Coding: Frank Bublitz
Voice: Liv Rahel Schwenk
Recording: Florian Wulff
Video documentation: Mustafa Emin Büyükcoşkun
Photography: Lizzy Ellbrück
Editorial support: Joyce Moore
Copyediting: George MacBeth
Special Thanks to
Céline Condorelli, Hanne König, Sami Khatib, Lioudmila Voropai,
Julian Warner, Thomas Rustemeyer, Constanze Fischbeck,
Susanne Kriemann, Hans D. Christ und Iris Dressler, Judith Milz,
Christian Becker (Stadtarchiv Oranienburg), Mechthild Ebert (saai),
Janina Capelle, Lydia Kähny, Daniel Lythgoe, Tjark Schönfeld,
Alexander Knoppik, Lena Breitmoser, Sören Göbel, Jule Köpke, Arthur Schuman,
Jana Barthel and Danny Klein.
Funded by
Fonds Darstellende Künste (Rechercheförderung)
Rosa Luxemburg Stiftung Baden Württemberg