In dieser interdisziplinären Arbeit wird der schleichende Prozess der Selbstkontrolle als Reaktion auf äußere Störungen untersucht. Ausgangspunkt ist die Angst, einen Fehler zu begehen, die nicht mit einem sichtbaren Eingriff beginnt, sondern sich langsam in das Bewegungsrepertoire des Körpers einschreibt, bis sie schließlich zum Stillstand führt.
Die Performance beginnt mit einem weiten, freien Tanz, in dem der Körper sich offen, intuitiv und raumgreifend entfaltet. Doch diese Freiheit wird zunehmend durch einen äußeren akustischen Impuls gestört: das Geräusch einer fallenden, zerspringenden Tasse. Der Klang ist vertraut und alltäglich, doch ebenso tief aufgeladen mit dem Gefühl von Schuld und Unachtsamkeit. Mit jeder Wiederholung gräbt sich der Impuls tiefer in das Bewegungsverhalten ein. Jede Unterbrechung trägt zur Verunsicherung bei und lässt den Bewegungshorizont immer stärker einschränken.
Die Performance wird aus mehreren Perspektiven gefilmt. Diese Aufnahmen aus verschiedenen Blickachsen eines überwachenden Apparats, werden in der Installation projiziert.
Sich selbst im Blick ist eine Annäherung an das Innehalten, das Sich-Einschränken, das Verstummen, eine Untersuchung jener Schwelle, an der Handlung in Beobachtung kippt, Bewegung in Misstrauen.
This interdisciplinary work examines the creeping process of self-control as a response to external disturbances. The starting point is the fear of making a mistake, which does not begin with a visible intervention, but slowly inscribes itself into the body's repertoire of movements until it finally leads to a standstill.
The performance begins with a wide, free dance in which the body unfolds openly, intuitively and expansively. But this freedom is increasingly disturbed by an external acoustic impulse: the sound of a cup falling and shattering. The sound is familiar and everyday, but equally deeply charged with feelings of guilt and carelessness. With each repetition, the impulse digs deeper into the movement behaviour. Each interruption contributes to the uncertainty and causes the horizon of movement to become increasingly restricted.
The performance is filmed from several perspectives. These recordings from different viewing angles of a surveillance device are projected in the installation.
Seeing oneself is an approach to pausing, restricting oneself, falling silent, an investigation of that threshold where action tips into observation, movement into mistrust.
Die Statue „Herkules Farnese“ war sowohl in der Antike als auch während der Renaissance und des Barock eine der bekanntesten Ikonen. Der eigentlich unbesiegbare Held stützt sich erschöpft auf seine Keule und versteckt hinter seinem Rücken fast kindlich drei goldene Früchte. Laut der mythologischen Erzählung steht Herkules zu diesem Zeitpunkt kurz vor dem Ende der ihm auferlegten Aufgabenreihe, die ihm seinen rechtmäßigen Platz im Olymp verspricht. Die goldenen Früchte aus der Erzählung symbolisieren Fruchtbarkeit, Unsterblichkeit und Macht. Ursprünglich wurden sie als Äpfel interpretiert, sobald Zitrusfrüchte auf den europäischen Markt kamen, wurden aus ihnen Zitronen, Pomeranzen oder Orangen.
Mit dem stilisierten Aufleben der griechischen Antike zur Zeit der Renaissance gewann auch der „Herkules Farnese“ stärker an Bedeutung und wurde von vielen Adligen in ihren neu errichteten Gartenanlagen erst im Stil italienischer und später im Barock im Stil französischer Gärten verarbeitet sowie reproduziert. Orangerien, die zu den meisten barocken Gärten gehörten, wurden als Sammlungs- und Ausstellungsort der erworbenen Gewächse erbaut. August der Starke lies sich beispielsweise auf dem Dach seiner Orangerie als Herkules, der das Himmelsgewölbe trägt, darstellen.
Die barocken Gärten zeichnen sich besonders dadurch aus, dass die Architektur des Schloss oder Palast immer gemeinsam mit der künstlichen Landschaft entworfen wird. In Karlsruhe wurde allerdings nicht nur die Parkanlage im Gedanken des Absolutismus passend als Fortführung des Schloss gebaut, sondern auch durch die Stadtgründung 1715 die gesamte Stadtplanung dieser Ideologie folgend angelegt. Das Schloss und auch die langen Alleen, die Blickachsen auf das historische Machtzentrum erzeugen, existieren heute noch. Der Garten ist, wie fast alle anderen Anlagen im französischen Stil, relativ zügig nach der Erbauung in einen englischen Landschaftsgarten umgeplant worden.
Die Spuren der ursprüngliche Anlage sind in der Linolschnittserie mit einem Motiv basierend auf einem Bepflanzungsplan des Karlsruher Barockgartens sichtbar und ziehen die Besucher:innen der Installation von einer Metallplatte, die über die historischen Zusammenhänge der Arbeit aufklärt, in das Teehaus, den letzten Überrest des Barockgartens. Im Inneren des Pavillons steht eine Gedenkstätte für Karl, Barockgärten und die vergangenen Zeit, für die diese Männer zu Symbolfiguren wurden.
The ‘Hercules Farnese’ statue was one of the most famous icons in antiquity as well as during the Renaissance and Baroque periods. The actually invincible hero leans exhaustedly on his club and hides three golden fruits behind his back in an almost childlike manner. According to the mythological tale, at this point Hercules is about to complete the series of tasks imposed on him, which promises him his rightful place in Olympus. The golden fruits in the story symbolise fertility, immortality and power. Originally they were interpreted as apples, but as soon as citrus fruits came onto the European market, they became lemons, bitter orange or oranges.
With the stylised revival of Greek antiquity during the Renaissance, the ‘Hercules Farnese’ also became more important and was used and reproduced by many aristocrats in their newly built gardens, first in the style of Italian gardens and later in the Baroque period in the style of French gardens. Orangeries, which were part of most Baroque gardens, were built as a place to collect and display the plants acquired. Augustus the Strong, for example, had himself depicted on the roof of his orangery as Hercules carrying the vault of heaven.
Baroque gardens are particularly characterised by the fact that the architecture of the castle or palace is always designed together with the artificial landscape. In Karlsruhe, however, not only was the park built in the spirit of absolutism as a continuation of the palace, but the entire urban planning was also designed in line with this ideology when the city was founded in 1715. The palace and the long avenues, which create lines of sight to the historic centre of power, still exist today. Like almost all other French-style gardens, the garden was converted into an English landscape garden relatively quickly after its construction.
The traces of the original layout are visible in the linocut series with a motif based on a planting plan of the Karlsruhe Baroque garden and draw visitors to the installation from a metal plate, which explains the historical context of the work, into the tea house, the last remnant of the Baroque garden. Inside the pavilion is a memorial to Karl, baroque gardens and the bygone era for which these men became symbolic figures.