Die Arbeit „Nichts, was uns passiert“ oder „Genügend Anlass zur Erhebung der öffentlichen Klage“ thematisiert den Umgang mit sexueller Gewalt in unserer Gesellschaft. Sie fragt, wie und vor allem ob wir durch unsere Sozialisierung gelernt haben, über sexuelle Gewalt zu sprechen. Sie fragt nach dem Vermögen, uns diese Art von Gewalt in unserem eigenen Umfeld (Familie, Freundeskreis, Arbeitsgemeinschaft, u.a.) vorzustellen und danach, warum Erzählungen über sexuelle Gewalt meist in der Ferne, im Abstrakten verortet werden.
The work "Nichts, was uns passiert" (Nothing that happens to us) or "Genügend Anlass zur Erhebung der öffentlichen Klage" (Sufficient reason to file a public complaint) addresses how we deal with sexual violence in our society. It asks how and, above all, whether we have learned to talk about sexual violence through our socialization. It asks about our ability to imagine this kind of violence in our own environment (family, circle of friends, work community, etc.) and why stories about sexual violence are usually located in the distance, in the abstract.
Titel (en)
Nothing that happens to us or Sufficient reason to file a public complaint
Die Grundlage der Narration bildet der Roman „Nichts, was uns passiert“ von Bettina Wilpert. Die Erzählung handelt von unmittelbaren gesellschaftlichen Prozessen nach einer Vergewaltigung innerhalb eines linken Studierendenkreises und wird in Form von protokollierten Interviews erzählt. Mehrere Figuren sprechen über ein und denselben Fall, es wird jedoch schnell klar, wie viele vermeintliche Wahrheiten sich ergeben, sobald mehr als eine Person ihre Perspektive schildert.
Die räumliche Situation ist durch Tische vorgegeben, an denen kleine Gruppen gemeinsam sitzen. Durch die Positionierung der Teilnehmenden entstehen unterschiedliche räumliche Dialogkonstellationen und -situationen. Die Teilnehmenden nehmen zwar körperlich eine Dialoghaltung ein, die inhaltliche Abhandlung – der gesprochene Dialog – findet jedoch auf der Ebene des Hörspiels statt. Aus den Körpern des anwesenden Publikums und den körperlosen Stimmen, bilden sich mehrere Ebenen eines Dialogs. Die Inhalte werden in die Realität der Hörenden übertragen und existieren parallel zu ihrer Körperwahrnehmung und ihrer nonverbalen Kommunikation. Es entsteht eine räumliche Körperübung des Dialogs.
Hanna Jurisch: Stimme Nina
Jannik Mühlenweg: Stimme Hannes
Judith Milz: Stimme Daria
Juliane Schmitt: Stimme Lisa
Robert Besta: Stimme Jonas
Swana Rode: Stimme Anna
Ausführliche Beschreibung (en)
The narrative is based on the novel "Nichts, was uns passiert" by Bettina Wilpert. The story deals with immediate social processes following a rape within a left-wing student group and is told in the form of recorded interviews. Several characters talk about one and the same case, but it quickly becomes clear how many supposed truths emerge as soon as more than one person describes their perspective.
The spatial situation is defined by tables at which small groups sit together. The positioning of the participants creates different spatial dialog constellations and situations. Although the participants physically assume a dialog posture, the content - the spoken dialog - takes place on the level of the radio play. Several levels of dialog are created from the bodies of the audience present and the disembodied voices. The content is transferred into the reality of the listeners and exists parallel to their physical perception and non-verbal communication. The result is a spatial physical exercise of dialog.
Hanna Jurisch: voice of Nina
Jannik Mühlenweg: voice of Hannes
Judith Milz: voice of Daria
Juliane Schmitt: voice of Lisa
Robert Besta: voice of Jonas
Swana Rode: voice of Anna