Inspiriert vom Manifest des Vortizismus "Blast!" kreieren Studierende ein experimentelles, grafisches Poster als Teil des Siebdruck-Grundlagenkurses an der HfG. Während des viertägigen Kurses, der die praktischen und theoretischen Grundlagen der Druckvorstufe und des Siebdruckes an die Studierenden vermittelt, lernen Studierende über die historische und kunstgeschichtliche Entwicklung des Druckverfahrens und wie sie mit Ölkreide und Papierschablonen erste, experimentelle Siebe mit kleinem Budget herstellen können. Des Weiteren erfahren Studierende, wie sie ihre Motive und die Siebe vorbereiten, um sie fotografisch zu entwickeln, wie sie mit wasserbasierten Farben umgehen, die Drucktische einrichten, um die unterschiedlichen Ebenen ihres mehrfarbigen Posters zu registrieren und wie sie die Siebdruckrahmen im Anschluss entschichten.
Beschreibung (en)
Inspired by the "Blast!" Manifestos of Vorticism, students create an experimental, graphic poster as part of the screen printing foundation course at the HfG. During the four-day course, which teaches students the practical and theoretical basics of prepress and screen printing, students learn about the historical and art-historical development of the printing process and how they can use oil pastels and paper stencils to produce their first experimental screens on a small budget. Furthermore, students learn how to prepare their motifs and the screens in order to develop them photographically, how to deal with water-based inks, how to set up the printing tables to register the different levels of their multicoloured poster and how to decoat the screen printing frame.
Ein Fahrradschloss das leuchtet ist nicht nur eine naheliegende Zusammenlegung zweier Objekte die sich unter dem Sattel in die Quere kommen, sondern verhindert zur gleichen Zeit den Diebstahl akkubetriebener Rücklichter.
Beschreibung (en)
A bike lock that lights up is not only an obvious combination of two objects that contest the space under the saddle, but also prevents the theft of battery-powered rear lights at the same time.
In einer Bar, in der Innenstadt von Karlsruhe, trifft das Publikum auf ein tourendes Trio mit einer sonderbaren Geschichte: Es war einmal ein Nachtfalter, der lebte im Dschungel des brasilianischen Amazonas. Dieser Falter trug den Namen Gorgone macarea und hatte eine Angewohnheit, die für ein Lebewesen auf der Erde recht eigensinnig erschien. Gorgone macarea trank die Tränen schlafender Vögel. Für ihn: eine sichere Nahrungsquelle in unsicheren Zeiten. Da also Gorgone macareas Lebensraum sich immer mehr veränderte und auch die Vögel nach und nach wegzogen, machte der Falter sich auf, um andere Tränen zu suchen. Dabei kam ihm zu Ohren, dass der Mensch ganz besondere Tränen vergießt, wie kein anderes Lebewesen auf der Erde: Emotionale Tränen.
Und so entschloss sich der Nachtfalter, die Menschen einzuladen, um ihre Tränen mit ihm zu teilen.
Seither touren der Nachtfalter und seine zwei Kompliz*innen Sadgirl und Fluss von Bar zu Bar und lassen für einen Abend das Publikum Teil ihres Universums werden. Ein Universum – in dem Tränen die Hauptzutat des Abends sind und in jedem Cocktail serviert werden.
In a bar in downtown Karlsruhe, the audience encounters a touring trio with a peculiar story: Once upon a time, there was a moth living in the jungles of the Brazilian Amazon. This moth was called Gorgone macarea and had a habit that seemed rather unusual for a creature on Earth. Gorgone macarea drank the tears of sleeping birds. For the moth, it was a reliable source of nourishment in uncertain times. After all, even back then, the Amazon rainforest was considered a so-called tipping element, capable of disrupting the global climate balance. As Gorgone macarea’s habitat changed more and more, and the birds gradually disappeared, the moth set out in search of other tears. Along the way, it heard that humans shed a kind of tear unlike any other creature on Earth: emotional tears.
And so, the moth decided to invite humans to share their tears with it.
Since then, the moth and its two companions, Sadgirl and Fluss, have been touring from bar to bar, drawing the audience into their universe for one night. A universe where tears are the main ingredient of the evening—served in every cocktail.
Bei den ausgestellten Arbeiten handelt es sich ausschließlich um Arbeiten neueren Datums. Bis auf die Arbeit „Treptow“ aus dem Jahr 2002 sind alle Arbeiten in den letzten 10 Monaten entstanden.
In meinen Arbeiten setze ich mich mit dem „Modellieren von Landschaft“ auseinander. Die Skulpturalität oder auch die Landschaftsmodellierung bilden den Mittelpunkt meiner Arbeiten. Die Form und deren illusionistisches Spiel treten dabei immer mehr in den Vordergrund. Ungewöhnliche Blickwinkel lassen den Standpunkt des Betrachters unklar und schaffen eine Unsicherheit über das Abgebildete. Durch eine bestimmte Art der Abbildung der Landschaftsskulpturen verlieren sie ihre ursprüngliche Bedeutung und zeigen oftmals die Absurdität der Handlungsweise des Menschen.
Alle Bilder sind in einem analogen Aufnahmeverfahren mit einer Großbildkamera entstanden. Nur unwesentliche digitale Eingriffe sind nötig, um dem abgebildeten Bildcharakter zu verleihen. Das bewusste Aufsuchen von ungewöhnlichen Orten und Blickwinkeln lässt oftmals die Vermutung einer digitalen Montage zu. „Berge versetzen“ ist eine Metapher sowohl für den plastischen als auch den skulpturalen Umgang mit Landschaft. Das Wegnehmen und Hinzufügen ganzer Berge oder Bergteile stehen stellvertretend für die Mächtigkeit des Eingriffs des Menschen in die Natur.
The exhibited works are all recent. With the exception of the work “Treptow” from 2002, all the works were created in the last 10 months.
In my works I deal with the “modeling of landscape”. Sculpturality or landscape modeling is the focus of my work. The form and its illusionistic play increasingly come to the fore. Unusual perspectives leave the viewer's point of view unclear and create uncertainty about what is depicted. By depicting the landscape sculptures in a certain way, they lose their original meaning and often show the absurdity of human behavior.
All of the pictures were taken using analog photography with a large-format camera. Only insignificant digital interventions are necessary to lend the depicted image character. The deliberate search for unusual locations and angles often leads to the assumption of a digital montage. “Moving mountains” is a metaphor for both the plastic and sculptural treatment of landscape. The removal and addition of entire mountains or parts of mountains are representative of the power of human intervention in nature.
„Wet again“ ist das Ergebnis eines zweijährigen Prozess von Laura Haak, eine Moorregion als Akteur
wahrzunehmen und zu begleiten. Es liegt in einem abgelegenen Terrain im Nordosten Deutschlands nahe dem
Kummerower See im Malchiner Umland.
In einer Feldforschung wurde viel Zeit verbracht, Scores der Zusammenarbeit entwickelt, Wander und Kanu Routen 1:1 erschlossen. Dabei entstand ein Austausch mit den Menschen vor Ort, die eine längere Beziehung zum Torfboden pflegen und sich für die Wiedervernässung von Moorböden lokal und europaweit einsetzen.
Es entstand ein Gewebe aus verschiedenen Wahrnehmungsperspektiven und die Frage nach ihren machtpolitischen Auswirkungen auf ländliche Gestaltungsprozesse.Was sind die neuen Choreografien der Erhaltungsarbeit, auf welche Perspektiven wird Bezug genommen?
Auf mehreren Testfeldern der Universität Greifswald und des Greifswald Moor Instituts werden aktuell Daten gesammelt, die zu einer Umstellung der europäischen Subventionierung von Moorkulturen genutzt werden. Lokale Archivmaterialien über einen Hexenprozess, hochstaplerische Ritterbrüder aus Lüneburg und DDR Fdj Jugendcamps für staatliche Meliorationsvorhaben geben Einblick in die historische Dimensionen.
Lokale Künstler und Umweltwissenschaftler schaffen Austauschorte für ökologisch bezogene Kulturarbeit.
Landwirte die mit den sehr existenziellen Fragen der direkten Übersetzung der Ideen konfrontiert sind,-und über 5000 Jahre intakte Bodenproben die als eigenes Archiv eine noch viel längere viel größere Geschichte zu erzählen haben.
Eindrücke und Materialien dieser Zeit verarbeitet Laura Haak in einer Installation aus 4 unterschiedlich langen Videoessays mit immersiver Soundcollage, bedruckten lokal hergestellten Grasfaserplatten, einer Projektionsfläche aus Agaragar und Paludikulturen und einer Sitzinstallation aus 130kg Seggenrohrgras
der vor Ort gefilmten Felder.
Ein Reader mit gesammelten Materialien und textlichen Einordnungen inspiriert von Essays von Tim Ingold schlägt eine Dramaturgie vor, die im Sinne der eigenen Wahrnehmung verworfen werden kann.
‘Wet again’ is the result of a two-year process by Laura Haak to perceive and accompany a moorland region as an acting entity.
It is located in a remote area in north-eastern Germany near Lake Kummerow in the Surrounding Malchin.
A lot of time was spent conducting field research, developing scores of collaboration, and tracing hiking and canoe routes 1:1.
This led to an exchange with local people who have a long-standing relationship with the peat soil and are committed to the rewetting of moorland soils both locally and across Europe.
A fabric of different perspectives emerged, along with questions about their power-political implications for rural design processes. What are the new choreographies of maintenance work, and what perspectives are being referred to?
Data is currently being collected at several test sites at the University of Greifswald and the Greifswald Moor Institute, which will be used to change European subsidies for moorland cultivation. Local archive materials about a witch trial, impostor knights from Lüneburg and GDR Fdj youth camps for national drainage projects provide insight into the historical dimensions.
Local artists and environmental scientists are creating places of exchange for ecologically-related cultural work.
Farmers who are confronted with the very existential questions of directly translating ideas,- And over 5,000 years intact soil samples that, as an archive in their own, have an even longer and much greater story to tell.
Laura Haak processes impressions and materials from this period in an installation consisting of four video essays of varying lengths with an immersive sound collage, printed locally produced grass fibre boards, a projection surface made of agar agar and paludicultures, and a seating installation made of 130 kg of sedge grass
from the fields filmed on site.
A reader with collected materials and textual classifications inspired by essays by Tim Ingold suggests a dramaturgy that can be discarded in the sense of one's own perception.
Dr Uta Berghöfer, Dr Joachim Borner Martina Zienert
from Projekthof Karnitz , Nora Köhn from University
Greifswald, Dr Ulf Schiefelbein from Ministry for
Climate Protection, Agriculture, Rural Areas and
the Environment Mecklenburg-Western Pomerania
, Tobias Dahms from thermal drones GmbH, Richard
Hurding from Zelfo Technology GmbH, the paludi
farmers Ludwig Bork and Henning Voigt,
Frank Zimmermann from "Uns lütt Museum“ Dargun
and sculptor Kathrin Wetzel for their time and
willingness to show themselves, interesting and
realizing conversations, the opportunity for a bird‘s eye
view and 150 kilograms of sedge cane grass,
Tim
Ingolds for loaning captions and providing impulses
for thoughts and perception
Celine Condorelli, Jaya Demmer, Lina Determann, Mascha Dilger, Benjamin Eisele, Constanze Fischbeck, Hanna Franke, Vera Gärtner, Marlene-, Michael-, Birgit- and Michaela Haak, Mira Hirtz, Franka Kampmeier, Alexander Knoppig, Hanne König, Christian‘Lübben, Leonie Mühlen, Wiebke Muller, Leonie Müller, Laura Morcillo and ZeitBildLab, Luise Peschko, Nis Petersen, Sebastian Schafer, Susanne Schmitt, Josefine Scheu, Phillip Schell, Arthur Schuman, Henriette Schwabe, Claud Teichmann, Alexander Thelen, Johannes Thimm, Leia Walz, Isabel Winter for countless support, the best of times, carrying hands, attentive eyes and continuous inquiries and Paulina Mimberg for the most splendid graphic.
KNOWN UNKNOWN ist eine politisch-künstlerische Installation über die Kontinuitäten rechter Gewalt in Deutschland und das Versagen staatlicher Institutionen im NSU-Komplex. Das 15-minütige audiovisuelle Werk basiert auf über anderthalb Jahren Recherchearbeit und verbindet dokumentarisches Archivmaterial, narrative Textarbeit und digitale Visualisierung.
Das Hörstück rückt die Perspektiven der Betroffenen in den Mittelpunkt – ebenso wie die Lücken in der Aufarbeitung und die Namen jener, die direkt oder indirekt zur Existenz des NSU beigetragen haben: durch aktives Handeln, Mitwissen oder institutionelles Wegsehen. In seinem dokumentarischen Charakter benennt es Täter, Behördenverantwortliche und politische Akteure, zeigt Archivmaterial und gibt Raum für die Stimmen der Überlebenden und Angehörigen. Die Sprecherin führt durch das dichte Material stets mit dem Anspruch, Zuhörenden Zugang zu einer eigenen Haltung zu lassen.
Parallel dazu entstand eine digitale 3D-Installation – ein abstraktes, mehrdimensionales Netz, das die Komplexität des NSU-Unterstützernetzwerks visualisiert: jenes Geflecht, das im offiziellen Narrativ oft ausgespart bleibt. Die Installation übersetzt die Recherche räumlich und visuell, macht Strukturen erfahrbar, Knotenpunkte sichtbar und zeigt: Der NSU bestand nicht nur aus drei Personen, sondern war eingebettet in ein weit verzweigtes System aus Neonazi-Strukturen, V-Leuten, Behörden und gesellschaftlicher Ignoranz.
Erst im Zusammenwirken von Hörstück und Installation entfaltet sich das Narrativ vollständig: Das Netz beginnt zu sprechen, sobald es eine Stimme erhält – kollektives Zuhören statt Schweigen. KNOWN UNKNOWN richtet sich gegen die Vorstellung eines „Schlussstrichs“ und lädt zur aktiven Auseinandersetzung ein. Im Dialog zwischen Stimme, Stille, Raum und Visualisierung entsteht ein dichtes, forderndes und reflexives Werk.
Ausgehend von der Annahme, dass Protest nicht nur durch Sprache oder Körper, sondern vor allem durch Gegenstände artikuliert wird, richtet die Magistraarbeit den Fokus auf die materiell-symbolischen Politiken feministischer Protestperformances. Dafür schlage ich das Konzept des "militanten Accessoires" als Analysekategorie für feministische Performancepraktiken vor. Das Accessoire, das oft mit weiblich* gelesenen Körpern assoziiert ist, wird als scheinbar harmloses, alltägliches und schmückendes Modeelement in einen handlungsorientierten, widerständigen Gegenstand umgedeutet und neu kontextualisiert. Anhand von zwei aktivistisch-performativen Aktionen der Women’s Social and Political Union (Window Smashing Campaign, 1912 ) und Pussy Riot (Punk Prayer, 2012) werden zwei Gegenstände, ein 19cm großer Toffeehammer sowie eine neonbunte Sturmhaube, als "militante Accessoires" identifiziert. In ihrem wechselwirkenden Verhältnis mit Körpern ermöglicht das "militante Accessoire" diesen, politische und emanzipatorische Potenziale zu entfalten und Orte in Räume des Protests zu transformieren.
Dieser Analyse folgend übertrage ich die Bedingungen des "militanten Accessoires" im letzten Kapitel auf künstlerische Protestperformances. Dabei betrachte ich unter anderem künstlerische Produktionen von Selma Selman (You Have No Idea), Pipilotti Rist (Ever Is Over All) und Milica Tomić (One Day, Instead of One Night, a Burst of Machine-Gun Fire Will Flash, if Light Cannot Come Otherwise) und frage, inwiefern "militante Accessoires" nicht nur in kollektiven Protestperformances, sondern auch für einzelne Körper in feministischen, künstlerischen Performances eine Möglichkeit des Ausdrucks von Protest bieten.
Die Magistraarbeit rückt die kompliz*innenhafte Beziehung zwischen Kunst und Protest in den Fokus und zeigt, dass "militante Accessoires" nicht nur symbolische Bedeutungsträger*innen sind, sondern in ihrer relationalen und körperlich-performativen Dimension als Mittel des Widerstands agieren. Im Zusammenspiel mit den handelnden Körpern treten sie als Katalysator*innen und Vermittler*innen auf und entfalten eine doppelte Rolle als materiell-semiotische Akteur*innen.
Based on the premise that protest is articulated not only through language or the body, but above all through objects, the magistra's thesis focuses on the material-symbolic politics of feminist protest performances.
In this regard, I propose the concept of the "militant accessory" as an analytical category for feminist performance practices. The accessoryas an everyday, decorative fashion element, which is often associated with bodies read as female*, is is reinterpreted and transformed into an action-oriented, resistant object.
In consideration of two activist-performative actions by the Women's Social and Political Union (Window Smashing Campaign, 1912) and Pussy Riot (Punk Prayer, 2012), two objects, a 19cm toffee hammer and a neon-coloured balaclava, are identified as "militant accessories". In their reciprocal relationship with bodies, "militant accessories" enable them to develop political and emancipatory potential and transform places into spaces of protest. Building on this analysis, I apply the conditions of the "militant accessory" to artistic protest performances. To this end, I focus on artistic productions by artists such as Selma Selman (You Have No Idea), Pipilotti Rist (Ever Is Over All), and Milica Tomić (One Day, Instead of One Night, a Burst of Machine-Gun Fire Will Flash, if Light Cannot Come Otherwise), asking to what extent "militant accessories" act as tools for expressing dissent in collective protest performances and individual bodies within feminist artistic practices.
Ministry for the Future ist eine transdisziplinäre Produktion über mögliche Zukünfte im Angesicht der Klimakrise – und darüber, wie wir sie verhandeln, bevor sie eintreten. Inspiriert vom gleichnamigen Roman von Kim Stanley Robinson entwickelte sich ein groß angelegtes Kooperationsprojekt zwischen dem Theater Neumarkt, dem Collegium Helveticum Zürich und der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe.
Ausgangspunkt ist ein spekulatives Szenario im Jahr 2034: Die Erde hat Kipppunkte erreicht, Regierungen reagieren, eine neue Institution wird gegründet – das Ministerium für die Zukunft. Innerhalb dieser Fiktion operiert die Produktion als diskursives Format, das sich fortlaufend mit der zentralen Frage auseinandersetzt: Welche Handlungsspielräume bleiben uns?
Das Projekt kombiniert künstlerische, wissenschaftliche und gestalterische Perspektiven zu einem Format zwischen Preenactment und realer Wissenschaftskommunikation. Herzstück ist ein mobiles Bühnenbild, das drängende forschungsbasierte Diskurse in eine begehbare, funktionale Infrastruktur übersetzt. Die Szenografie wurde konsequent durch Re- und Upcycling-Prozesse entwickelt. Sie folgt einer Haltung, die den Anforderungen ökologischer Krisen standhalten will – indem sie aus dem Material jener Krisen selbst hervorgeht. In vier thematisch fokussierten Episoden an vier verschiedenen Orten in Zürich wird der Raum selbst zum Instrument: eine spekulative Versammlung, eine temporäre Institution, ein Möglichkeitslabor.
Die Inszenierung bringt reale Wissenschaftler:innen, Performer:innen und Bürger:innen im Modus eines fiktionalen Ministeriums in Austausch – und mit ihnen die Fragen: Wie lässt sich Zukunft verhandeln, wenn sie längst begonnen hat? Was bedeutet Teilhabe, wenn die Katastrophe strukturell geworden ist? Und wie kann Raum für solche Aushandlungen heute aussehen?
Ministry for the Future is a transdisciplinary production about possible futures in the face of the climate crisis—and about how we negotiate them before they arrive. Inspired by the novel of the same name by Kim Stanley Robinson, the project evolved into a large-scale collaboration between Theater Neumarkt, the Collegium Helveticum Zurich, and the Karlsruhe University of Arts and Design (HfG).
Its starting point is a speculative scenario set in the year 2034: the Earth has reached tipping points, governments are reacting, and a new institution is established—the Ministry for the Future. Within this fiction, the production functions as a discursive format that continuously engages with the central question: What room for action remains?
The project combines artistic, scientific, and design perspectives into a hybrid format somewhere between preenactment and real science communication. At its core is a mobile stage design that translates urgent, research-based discourses into an immersive, functional infrastructure. The scenography was developed entirely through re- and upcycling processes, guided by an attitude that seeks to meet the demands of ecological crises—by emerging from their very material. Across four thematically focused episodes in four different locations in Zurich, the space itself becomes an instrument: a speculative assembly, a temporary institution, a lab of possibilities.
The performance brings together real scientists, performers, and citizens within the framework of a fictional ministry—and with them, the questions: How can we negotiate the future when it has already begun? What does participation mean when catastrophe has become structural? And what kind of space is needed for such negotiations today?
Das Bio Design Lab ist ein hybrider und evolutiver Ort, der sowohl im digitalen als auch im physischen Raum existiert. Konzipiert als wachsende Plattform, die die Fachbereiche der Staatlichen Hochschule für Gestaltung miteinander verbindet, wird das Labor als Raum für Präsentation, Bildung und Wissensvermittlung genutzt.
Das Bio Design Lab konzentriert sich auf die lokale Region, ihre Ressourcen und Möglichkeiten und zielt aktiv darauf ab, die Produktionsweisen in Karlsruhe und Süddeutschland umzugestalten und neu zu überdenken. Zur Interaktion mit diesen Themen und Materialien, sowohl im digitalen als auch im physischen Raum, lädt das Labor lokale ExpertInnen und BesucherInnen gleichermaßen ein an gemeinsamen Projekten zu arbeiten.
Spuren dieser Aktivitäten komplementieren ein ständig wachsenden Netzwerk.Das Wissen über diese Ressourcen wird durch die Erstellung eines Know-how-Glossars und einer Materialbibliothek destilliert, durch virtuelle und physische Workshops vermittelt, sowie durch die Präsentationen herausragender Projekte, die sich mit nachhaltigen Materialien befassen, kommuniziert.
Das Labor fungiert als Inkubator und Modell für Zusammenarbeit und Produktion, das im Einklang mit dem aktuellen Wandel der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe steht.
The Bio Design Lab is a hybrid and evolutive environment that exists in both the digital and physical space. Conceived as a platform for connection and collaboration with local partners and using local resources, the Lab hosts the presentation, education and transmission of knowledge. As students and experts are invited to work on bio-design related projects, visitors can explore and interact with the Lab’s production and lines of inquiry.
Projects within the Lab focus on the local region, its materials and possibilities, and actively aim to reshuffle and rethink modes of production in Karlsruhe and the south of Germany. Topics under exploration include Algae, Soil, Plants, Body, and Agriculture. To interact with these themes and related materials, both within the digital and physical space, the Lab invites local experts and visitors alike.
Within the Bio Design Lab, regional resources are collected by connecting with local partners; they are then distilled through the making of a know-how glossary and a material library, aiming to develop local materials. The knowledge around these resources is disseminated through virtual workshops and multimedia presentations of outstanding projects dealing with sustainable materials. Ultimately, traces of these activities will remain in a constantly growing network, both in the digital platform and in physical displays of existing and future objects.
The Lab works as an incubator and a model for collaboration and production that is in line with the current transformation of the Karlsruhe University of the Arts and Design Karlsruhe. It was first presented to the public in the context of Critical Zones, an exhibition at ZKM | Center for Art and Media.
Der Titel dieser Ausstellung, "Between the 'No Longer' and the 'Not Yet'", stammt aus den Schriften von Victor Turner über Liminalität. Turner beschreibt Liminalität als einen Übergangszustand – einen Moment, in dem man eine frühere Rolle oder einen früheren Status verlassen hat aber noch nicht vollständig in eine neue Position eingetreten ist. Es ist ein Zustand der Ungewissheit und Transformation. Vertraute Strukturen lösen sich auf und lassen einen in einer undefinierten und instabilen Lage zurück.
Dieses Konzept spiegelt meine Erfahrung als Ausländerin in Deutschland wider. Ich habe Korea verlassen, befinde mich aber noch immer in einem Schwebezustand, ohne mich vollständig angekommen zu fühlen. Um diesen Zustand des Dazwischen auszudrücken, habe ich Flure als visuelle Metapher verwendet. Beim leisen Umherwandern durch diese Flure, beim Fotografieren aus der Distanz, bin ich mir selbst begegnet.
Aus dem fotografischen Projekt entwickelte sich die Videoarbeit "The Act of Cleaning" (2025), die gemeinsam mit den Fotografien gezeigt wird. Inspiriert von Mary Douglas' Ideen zu Reinigungsritualen – bei denen das Säubern Ordnung in das Chaos bringt –, habe ich das Putzen zu meinem eigenen Ritual gemacht. Douglas argumentiert, dass Gesellschaften Ordnung schaffen, indem sie Dinge in klare Kategorien einteilen. Doch Wesen oder Konzepte, die sich diesen Kategorien entziehen – wie Migrant*innen, Hybride oder diejenigen in Übergangszuständen –, werden oft als störend empfunden. In diesem Kontext wurde das Reinigen zu einem Weg, mit der Spannung des Dazwischenseins umzugehen.
Mit bloßen Händen wischte ich jede Stufe der Treppen ab, durch die ich mich bewegte. Die Reibung zwischen Lappen und Boden, das Geräusch des ausgewrungenen Wassers und das Echo meiner Schritte füllten den Flur. Der Boden wurde vollkommen durchnässt – die Grenze zwischen Reinigen und Verschmutzen verschwamm. Diese repetitive, beinahe meditative Handlung veränderte meine Beziehung zu diesen Räumen. Das Putzen wurde mehr als eine praktische Geste – es wurde zu einem Akt, meine Präsenz zu behaupten und sie zugleich zu hinterfragen.
The title of this exhibition, "Between the 'No Longer' and the 'Not Yet'", comes from Victor Turner's writings on liminality. Turner describes liminality as a transitional state—when one has left behind a previous role or status but has not yet fully entered a new one. It is a state of ambiguity and transformation. Familiar structures dissolve, leaving one in an undefined and unstable position.
This concept reflects my experience as a foreigner in Germany. I left Korea, yet I find myself lingering in a liminal state, not fully settled. To convey this in-between state, I used hallways as a visual metaphor. Wandering through hallways quietly, photographing them from a distance, I came face to face with myself.
This photographic project developed into the video work, "The Act of Cleaning" (2025), which is presented alongside the photographs. Inspired by Mary Douglas's ideas on purification rituals—where cleaning imposes order on chaos—I chose cleaning as my own ritual. Douglas argues that societies create order by classifying things into clear categories. Yet, beings or concepts that defy these categories—such as migrants, hybrids, or those in transitional states—are often seen as unsettling. In this context, cleaning became a way to navigate the tension of existing in ambiguity.
Using my bare hands, I wiped down each step of the staircases I walked through. The friction between the rag and the floor, the sound of squeezing water, and the echo of my footsteps filled the hallway. The floor became completely soaked, blurring the boundary between cleaning and staining. This repetitive, almost meditative act transformed my relationship with these spaces. Cleaning became more than a practical gesture—it was a way to assert my presence while simultaneously questioning it.
Die Arbeit Prolog 1 (Pavillon) begann mit einem künstlerischen Interesse an den raumvermessenden, kartographierenden Aspekten des Putzens – als Prinzip der Aneignung – sowie seiner skulpturalen Qualität.
Die Arbeit, die am 23. Oktober 2018 von 17-20 Uhr in einem rundumverglasten Pavillon der 1960er Jahre Moderne, an der Brauer-, Ecke Gartenstraße in Karlsruhe stattfand, bestand auf Handlungsebene aus dem Putzen des Inneren des Pavillons. Über vier an den Ecken des Pavillons angebrachte Lautsprecher hörten die sich im umliegenden Park befindenden Besucher*innen Textfragmente über den Pavillon: seine räumliche Verortung, seine (Un)-Zugänglichkeit auf institutioneller und baulicher Ebene sowie seine Architektur – Akten, Erzählungen, Spekulationen. Über drei Stunden Laufzeit verdichteten sich diese immer auch durch die Folie des Putzaktes ausgesuchten, verfassten und montierten Textfragmente zu einer offenen Erzählung.
Aus einer ursprünglich intuitiven Affinität zu diesem Ort sollte die Arbeit über das Putzen in genau diesem Pavillon stattfinden – Architektur der Nachkriegsmoderne, ein Kantinengebäude, angeblich von Egon Eiermann erbaut. Ein Gebäude, das der vielbefahrenen Straßenkreuzung den Rücken zudreht, eigentlich prominent platziert ist, aber von den meisten Passierenden unentdeckt bleibt – ein Ort, der auf vielen Ebenen changiert zwischen Sichtbarkeit, Unzugänglichkeit, Intransparenz und Mysterium.
Erst durch den langen Prozess, überhaupt Zugang zu dem ungenutzten Hochparterre des Gebäudes zu erhalten, und die damit einhergehenden intensiven Nachforschungen, verschob sich der Fokus der Arbeit hin zum Gebäude selbst und seiner schwer zu durchdringenden, sich nie ganz ergründenden Geschichte. Der Versuch, das Gebäude als Ausstellungsort zu nutzen, wurde in diesem Prozess Teil der Arbeit selbst.
So fanden diese unterschiedlichen Formen der Aneignung, das Putzen und die Recherche, letztlich wieder zusammen, am 23. Oktober 2018: einen Tag im Leben des Pavillons markierend, an dem alle Anwesenden zu Zeitzeug*innen seiner Existenz wurden. Die Besucher*innen befanden sich – die Textfragmente hörend – draußen im Park, während Judith Milz sich zeitgleich – als einzige Person – im Inneren des Pavillons befand, ihn drei Stunden lang putzte, während es draußen erst dämmerte und dann dunkel wurde, bis schließlich, Lichter aus, Tür zu, der Pavillon geputzt, der Abend vorbei war.
Prolog 1 (Pavilion) began with an artistic interest in the spatial and cartographic aspects of cleaning—as a principle of appropriation—as well as its sculptural quality.
The work, which took place on October 23, 2018, from 5 to 8 p.m., in a glass-walled pavilion from the modernist 1960s located at the corner of Brauerstraße and Gartenstraße in Karlsruhe, consisted, on the level of action, of cleaning the interior of the pavilion. Through four speakers mounted at the corners of the structure, visitors in the surrounding park could hear fragments of text about the pavilion: its spatial positioning, its (in)accessibility on both institutional and architectural levels, and its architecture—documents, narratives, speculations. Over the course of three hours, these curated, composed, and edited text fragments—always filtered through the act of cleaning—accumulated into an open-ended narrative.
The initial impulse to realize this work in exactly this pavilion arose from an intuitive affinity with the site—post-war modernist architecture, a former cafeteria building, allegedly designed by Egon Eiermann. A structure that turns its back on a busy intersection, prominently situated yet largely unnoticed by passersby—a place that wavers on many levels between visibility, inaccessibility, opacity, and mystery.
Only through the prolonged process of gaining access to the building’s unused raised ground floor—and the intensive research that this required—did the focus of the work begin to shift toward the building itself and its elusive, never fully graspable history. The attempt to use the building as an exhibition site ultimately became part of the work itself.
Thus, these different forms of appropriation—cleaning and research—converged once more on October 23, 2018: marking a day in the life of the pavilion on which all those present became witnesses to its existence. While the audience stood outside in the park listening to the audio fragments, Judith Milz—alone inside the pavilion—cleaned the space for three hours, as dusk settled and darkness fell, until finally, with the lights turned off and the door closed, the pavilion was cleaned, and the evening was over.
In den Archivierungsdokumenten finden Sie einen Text über die Entstehung der Arbeit. In der Online Fassung des PDFs sind zwei Informationen geschwärzt, die aber in der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe vor Ort – bei Interesse – eingesehen werden können. Wenden Sie sich hierzu bitte an das Archiv der HfG Karlsruhe. Außerdem können Sie versuchen mich unter folgender Emailadresse zu erreichen: judith.friederike.milz@gmail.com
Das Konzept der „Selbstoptimierung“ hat eine zunehmende gesellschaftliche Relevanz erreicht, dementsprechend haben zahlreiche Apps, die sich auf den Körper, die Emotionen und das Selbstmanagement konzentrieren, nach und nach mein Leben durchdrungen.
Ich scheine gleichzeitig in zwei Formen zu existieren: einerseits als organisches Wesen, das aus Wahrnehmung, Widersprüchen und zufälligen Erfahrungen besteht; andererseits als digitales Modell, das von verschiedenen Anwendungen konstruiert wurde.
Allmählich gewöhnte ich mich daran, mich selbst über Zahlen zu messen und zu analysieren – von der Kalorienaufnahme über Schlafzyklen bis hin zu feinen Schwankungen der Herzfrequenz – doch dabei verlor ich zunehmend das Vertrauen in die natürliche Wahrnehmung meines Körpers.
Diese Programme geben vor, „personalisierte Dienste“ zu sein, verwandeln uns letztlich aber in ein einheitliches Datenformat, das sich bequem kategorisieren, vergleichen und extrahieren lässt.
Je mehr Daten es über mich gibt, desto weniger scheine ich mich selbst zu spüren.
As “self-optimization” has become a widely accepted life concept, a large number of apps focusing on the body, emotions, and self-management have gradually infiltrated my life.
I seem to exist in two forms at the same time: one, an organic being composed of perception, contradictions, and incidental experiences; the other, a digital model constructed by various applications.
I gradually got used to measuring and examining myself through numbers—from calorie intake to sleep cycles and subtle fluctuations in heart rate—but in doing so, I slowly lost trust in my body’s natural perception.
These programs present themselves as “personalized services,” yet ultimately convert us into a single data format, convenient for categorization, comparison, and extraction.
The more data there is about me, the less I seem to feel myself.