Das neue Stück ist ein Format, in langjähriger Kooperation von Staatstheater Karlsruhe und HfG Karlsruhe, welches Texte zeitgenössischer Autor*innen behandelt. Die Studierenden entwickeln eine szenische Lesung, die normalerweise im Studio des Staatstheaters stattfindet.
Im Sommersemester 2020, entwickelte die Gruppe einen etwa einstündigen Audiowalk durch die Südstadt, der somit der Zeit - inmitten des Pandemiegeschehens – gerecht werden konnte.
Die Besucher*innen, die sich am Staatstheater sammelten, bekamen eine Karte mit verzeichneten Stationen, Kopfhörer, einen Mp3 Player und eine Sitzgelegenheit für unterwegs. Die von den Schauspielerinnen eingelesen Texte (Marie-Joelle Blazejewski
Lucie Emons), leiteten die Teilnehmer*innen audio-visuell durch die Straßen. Ergänzt wurde der Walk durch unterschiedliche Interventionen: z.B. das Verteilen von Joghurts, Aushänge von Wohnungen im Markler*innen Büro, Ruhestationen und ein Livemoment mit den Schauspiele-rinnen Lodi Doumit und Antonia Mohr in einem leerstehenden Ladenlokal in der Schützenstraße.
Inhalt:
„Frau Verschwindet (Versionen)“ von Julia Haenni ist 2019 im „Verlag der Autoren“ in Frankfurt am Main erschienen.
Eine Frau verschwindet aus ihrer Wohnung. Die Tür steht offen. Ist ihr Verschwinden Zufall, trifft die Frau die Entscheidung ihr Heim zu verlassen selbstbestimmt, ist etwas passiert…?
Die Autorin skizziert unterschiedliche Frauenstimmen, die mal mit sich selbst, mal untereinander in Dialog treten. Die Themen des Verschwindens und die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft, sind herbei zentral.
Ein Wohnhaus in Berlin: darin ein alter Trinker, ein lesbisches Paar, ein Geflüchteter, eine depressive Frau und ihr Ex-Mann. Im Stück „Zu unseren Füßen, das Gold, aus dem Boden verschwunden“ von Svealena Kutschke entspinnen sich im Alltag jener Figuren Fragen nach unserem Umgang mit dem Fremdem – sei es kultureller oder ideologischer Couleur. Die voyeuristische Situation, in welcher sich jegliche Erkenntnis nur durch die Blicke und Zuschreibungen der Nachbarn vollzieht, wurde hierfür in eine panoptische Szenografie übersetzt. Darin bewohnen die Schauspieler gemeinsam mit den Zuschauern Vorder- und Hinterhaus sowie die Seitenflügel, um so gleichsam eine diskursive wie affizierende Arena aufzuspannen. In der Mitte, ein Spiegel. Jene Leerstelle fungiert zugleich – in Form des Hinterhofs – als Austragungsort der einsamen Monologe wie auch als räumlicher Akteur für den, in der Besetzung nicht vorgesehenen, Flüchtling. Ob und wie jene Figur durch die Spiegelreflexion eine Stimme erlangt oder ob die Anwesenden in der Betrachtung lediglich auf sich selbst zurückgeworfen werden, bleibt bewusst eine offene, ungelöste Frage.
Das neue Stück „Frau Ada denkt Unerhörtes“ handelt von der ersten Programmiererin der Welt, Ada Lovelace. Es beschreibt Adas Leben in zwei Teilen: Einem biografischen aber stark verfremdeten ersten Teil, der durch seine Dialoge und Besetzung eher Traumhaft wirkt, und einem realistisch anmutenden zweiten Teil, in dem eine Zukunft erdacht wird, in der eine der Maschinen, die Ada einst erfand, die Macht über die Menschheit an sich nimmt.
Unsere Kulisse bestand aus einem leicht durchscheinenden Vorhang, der die Bühne in der Mitte teilt. Im ersten Teil des Stücks saßen die Zuschauer auf der Tribüne, für den zweiten Teil wechselten sie die Seite des Vorhangs und saßen dann auf niedrigen Podesten auf der Rückseite der Bühne.
Um die Traumhaftigkeit des ersten Teils darzustellen, zeigten wir dort nur die Schauspielerin von Ada vor dem Vorhang, die anderen drei Schauspieler, welche die Figuren der Mutter und zweier Puppen darstellten, befanden sich hinter dem Vorhang und waren nur durch Schatten auf diesem zu sehen. Das Stück lässt offen, ob Ada mit echten Personen spricht, ob die Ereignisse wirklich passiert sind, oder ob alles nur in Adas Kopf stattfindet. Dieses Verschwimmen aus Fiebertraum und Wirklichkeit wurde durch die Schatten auf dem Vorhang artikuliert. Um dem Publikum dennoch ein Gefühl für die echte Ada Lovelace zu geben, wurden immer wieder Fakten aus ihrem Leben auf den Vorhang projiziert.
Im zweiten, sehr realistisch anmutenden Teil, bei dem sich die Zuschauer auf der anderen Seite des Vorhangs befinden, stehen die drei Schauspieler nun auf der Publikumsseite des Vorhangs in den Rollen dreier Wissenschaftler. Ada, jetzt als Roboter, steht leicht beleuchtet hinter dem Vorhang und scheint wie eine Traumvorstellung trüb durch den Stoff. In dem Moment, als sie zu eigenständigem Leben erwacht, wechselt sie die Seite des Vorhangs, tritt aus dem Traum und übernimmt die Realität.
Neben dem Verschwimmen von Traum und Realität, ist das Stück ebenfalls geprägt von Machtverhältnissen: Im ersten Teil wird Ada von ihrer Mutter und ihren vielen Krankheiten dominiert und muss viel liegen. Die Schauspielerin sitzt im gesamten ersten Teil auf dem Boden. Der Schatten der Mutter hinter ihr ist groß und bedrohlich. Das Publikum sitzt in einer erhöhten Position auf der Tribüne und schaut auf Ada herab.
Im zweiten Teil übernimmt Ada in Form eines Roboters die Macht, das Publikum wird ihr untergeordnet und sitzt auf niedrigen Podesten fast auf dem Boden. Die Wissenschaftler werden von Ada überwunden und verlassen nach und nach den Lichtkegel der Bühne.
In sieben komisch-poetischen Miniaturen beschreibt Caren Jeß menschliche Abgründe im Gewand von Federtieren wie dem Dreckspfau, der Sumpfmeise, tanzenden Flamingos oder dem Bussard im Beton der Vernunft. Ein Stück voller Humor, subtilem Wortwitz und draller Situationskomik.
In einer unbestimmten Zukunft sind nur noch Menschen mit einem besonderen Sprach-Gen privilegiert. Wer dieses Gen nicht aufweist, lebt außerhalb eines urbanen Zentrums, in Ruinen, mit rudimentärer Sprache, auf den evolutionären Grad eines Insekts reduziert. Wurm ist sprachlich begabt und schlüpft täglich durch die Absperrungen, die die Kolonien voneinander trennen, um im Zentrum zu arbeiten. Doch sein Vorgesetzter hat schon Verdacht geschöpft. Wie Sprache, Macht und die Herausbildung totalitärer Systeme zusammenhängen, davon schreibt Maria Milisavljevic in ihrem Stück Worte.
Im Jahr 2014 präsentierte das Weltkulturen Museum in Frankfurt eine Ausstellung mit dem Titel "Foreign Exchange (or the stories you wouldn't tell a stranger)". Die von Clémentine Deliss und Yvette Mutumba - damals Direktorin bzw. Kuratorin des Museums - kuratierte Ausstellung umfasste einen Überblick über die fotografische Dokumentation der rund 67.000 ethnografische Artefakte umfassenden Sammlung des Museums. Die Bilder stammen von Studiofotografen, die vom Museum beauftragt wurden, und von hauseigenen Fotografen.
Eine Begleitpublikation zur Ausstellung enthält die Niederschrift einer Gruppendiskussion zwischen eingeladenen Künstlern, Schriftstellern, Anthropologen und anderen Kommentatoren, die im Rahmen der Ausstellung organisiert wurde. Hier werden diese historischen Fotografien heftig kritisiert. Als besonders problematisch wird ihre über mehrere Jahrzehnte anhaltende Tendenz angesehen, ethnografische Artefakte isoliert vor einfarbigen, hellen, "ethnisch" gefärbten Hintergründen abzubilden. Diese spezifische Ästhetik wird in der Diskussion als eine Art Kompensation für das außerordentliche Fehlen von Wissen über die Herkunft der abgebildeten Artefakte interpretiert, von denen viele in einer intensiven Periode der Aktivität während der Kolonialzeit durch den Gründungsdirektor des Museums, Bernard Hagen, erworben wurden.
Diese Ausgabe von MAS unternimmt einige elementare bibliografische Schritte, um die Rhetorik der Kritik in "Foreign Exchange" zu qualifizieren, und in Richtung grundlegender Alle in dieser Ausgabe von MAS gezeigten Bilder stammen aus den Büchern, die in der Datenbank vorgestellt werden. Forschung, die Deliss fordert, wenn sie schreibt: "Bis heute gab es keine kritische Analyse der Art und Weise, in der sogenannte Stammeskunstobjekte oder Ethnografika fotografiert wurden, sobald sie von ihrem ursprünglichen Produktionsort entfernt wurden.
Bei dem hier vorgestellten Material handelt es sich um visuelle Untersuchungen, die im Rahmen eines von James Langdon initiierten Seminars an der HfG Karlsruhe im Jahr 2018 durchgeführt wurden. Eine Gruppe von zehn Teilnehmern analysierte eine Sammlung von 56 Ethnographica-Büchern, die zwischen den 1960er Jahren - als der Vollfarbdruck im Museumsbereich üblich wurde - und dem aktuellen Jahrzehnt veröffentlicht wurden. Jedes Jahrzehnt war mit etwa zehn Titeln vertreten, etwa zur Hälfte aus Europa und zur Hälfte aus den USA. Die Sammlung wurde von internationalen ethnographischen Buchhändlern zusammengestellt und ist somit unabhängig von den Interessen der Verlage und der Museen und Einzelpersonen, deren Sammlungen vertreten sind. Innerhalb dieser Parameter wurden die einzelnen Titel visuell ausgewählt, und zwar auf der Grundlage von Studiofotografien afrikanischer Artefakte, die mit der in "Foreign Exchange" beschriebenen Ästhetik übereinstimmen. Es wird daher nicht versucht, das Ausmaß dieser ästhetischen Tendenzen im Bereich der ethnografischen Veröffentlichungen insgesamt zu quantifizieren. Trotz ihres notwendigerweise bescheidenen Umfangs ist allein die geographische und historische Streuung der Sammlung ein Indiz dafür, dass diese Ästhetik weit verbreitet und offenbar unumstritten war und keineswegs nur im Kontext des Weltkulturen Museums oder der deutschen Ethnographica zu finden ist.
Die gesammelten Bücher enthalten insgesamt 10.189 Bilder. Die Teilnehmer analysierten die Bücher direkt und erstellten eine Datenbank mit den bibliografischen Angaben: Umfang, Abmessungen und Themen der Bücher sowie Angaben zu den Fotografien selbst: Farben und Art der verwendeten Hintergründe, Merkmale der Beleuchtung und des Ausschnitts sowie Aspekte der grafischen Gestaltung, die für die Darstellung relevant sind. Die Arbeit wurde dann durch "Anfragen" an diese Datenbank fortgesetzt, wobei Teilmengen von Bildern ermittelt wurden, die für die Diskussion zusammengestellt werden sollten. Die vergleichende visuelle Arbeit erfolgte manuell - nicht am Computer - durch Sortieren und Gruppieren der Bilder auf großen Tabellen. Sieben dieser Anfragen werden auf den folgenden Seiten vorgestellt, wobei die Methodik in kurzen Untertiteln beschrieben wird.
Die Diskussionen wurden durch zeitgenössische und historische Lektüre ergänzt, und während des Seminars wurde die laufende Arbeit durch regelmäßige Beiträge von Gästen, darunter Clémentine Deliss, Jan Hoek, Sarah Owens und Jelly Sarah Kouablan, begleitet. Ihre Kommentare machten uns nur allzu bewusst, dass unsere Position in einer europäischen Kunstschule und unser Vertrauen auf bibliografische Methoden uns trotz unserer besten Absichten dazu verleiteten, den westlichen Blick zu reproduzieren, selbst wenn wir ihn aktiv kritisierten.
"Materialien zu Ausstellungsdesign und Szenografie" ist eine neue Publikationsreihe des Fachbereichs Ausstellungsdesign und Szenografie der HfG Karlsruhe. Sie setzt sich mit der Gestaltung von narrativen Räumen als kritischer Designpraxis auseinander. Materialien zu Ausstellungsdesign und Szenografie ist als fortlaufende Materialsammlung angelegt, in der Beiträge zu Diskussionen in unserem Fachgebiet zusammengetragen und zugänglich gemacht werden. Wir betrachten die einzelnen Ausgaben als Ausstellungsräume und die bedruckten Seiten als Displays. Dabei geht es uns nicht vorrangig um die Produktion neuer Beiträge sondern um bestehende Materialien, die durch ihre Auswahl, Kombination, Kontextualisierung oder Kommentierung, sowie ihre gestaltete Darstellung in Printform neue Zusammenhänge und Perspektiven herstellen.
Ausgangspunkt für diese Ausgabe ist eine Sammlung digitaler Bilder, die dem Designer James Langdon gehört. Diese Bilder - etwa 300 - gehören zu einer bestimmten Art von Bildern, die man häufig auf Websites und in Foren für Amateurarchäologie findet. Sie zeigen Gegenstände, die einst im Boden vergraben waren und nun ausgegraben und der Kamera präsentiert werden. Die Objekte selbst sind unterschiedlich und wahrscheinlich nicht wertvoll. Was diese Sammlung jedoch ausmacht, sind die Hände, die die Objekte halten: ihre Posen, Gesten und die Botschaften, die sie zu vermitteln scheinen.
Es sind Gesten der Darstellung. Die Positionen der Hände - flache, offene Handflächen; Griffe und Verschlüsse; anbietende und zeigende Zeichen - dienen als Rahmen, um die Objekte, die sie halten, zu vermitteln. Die Kamera erzwingt, dass es sich um kommunikative Gesten handelt, aber auch hier gibt es etwas Unmittelbares. Von Menschen gestaltete Objekte signalisieren anderen Menschen. Selbst die primitivsten Werkzeuge signalisieren unseren Händen: Nehmt mich, begehrt mich, seht mich an. In diesen Fotografien werden wir Zeuge des Empfangs dieser Signale - manchmal zweifelhaft, manchmal deterministisch, manchmal spekulativ - und wir sehen die zirkuläre Dynamik zwischen Hand, Auge und Gehirn auf dem Bildschirm.
Um das auf den folgenden Seiten wiedergegebene Gespräch zu ermöglichen, wurden Abzüge aus der Bildsammlung auf einem großen Arbeitstisch in der HfG Karlsruhe angeordnet. Um den Tisch herum breitete eine Gruppe von Kommentatoren die Bilder aus, verglich und diskutierte sie. Anwesend waren James Langdon, der Kunsthistoriker Matthias Bruhn, die Kuratorin Nadja Quante und das MAS-Redaktionsteam. Matthias Bruhn ist Professor für Kunstforschung und Medientheorie an der HfG Karlsruhe. Nadja Quante ist künstlerische Leiterin am Künstlerhaus Bremen. James Langdon ist Professor für Kommunikationsdesign an der HfG Karlsruhe.
Die vierte Ausgabe von "Materialien für Ausstellungsdesign und Szenografie", MAS 004, widmet sich den Ausstellungsgestaltungen des niederländischen Kommunikationsdesigners Jan van Toorn. Bereits seit den frühen 1970er Jahren ist er für die Gestaltung von Kalendern, Postern und Katalogen, von denen viele für das Van Abbemuseum in Eindhoven entstanden sind, international bekannt. Van Toorn betrachtet Objektivität und Neutralität als Illusion, vielmehr versteht er jede gestalterische Handlung als subjektiven Ausdruck. Diese Überzeugung führte Jan van Toorn dazu, den “dialogischen Charakter“ von Design herauszuarbeiten. Seine Gestaltungen öffnen unterschiedliche Bedeutungsmöglichkeiten und sollen zu einer kritischen, nicht eindeutigen, Rezeption aktivieren. Die Produktion und Reflektion dialogischer Formen von Design verbindet Jan van Toorns mit der Arbeit der Kunsthistorikerin und Designtheoretikerin Els Kuijpers. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich damit, wie Sprache – visuell und schriftlich – Bedeutung in dynamischen sozialen Gefügen herstellt. Um Designtheorie und -praxis zusammenzuführen, “in thinking and making” wie sie sagen, untersuchen sie die Inszenierung von Botschaften und haben daraus eine spezielle editoriale Gestaltungsmethode entwickelt.
Im Frühjahr 2017 lud van Toorn die MAS-Redaktion nach Amsterdam ein, wo ein Gespräch und eine extensive Materialsichtung von seinen Ausstellungsgestaltungen und Katalogen stattfand. MAS 004 vermittelt anhand von fünf Ausstellungsbeispielen Jan van Toorns Begriff von visueller Kommunikation im Raum, einer Form der körperlichen Erfahrung der Inhalte, einem Lesen ohne Text. Ergänzt wird dieses Material durch ein E-mail-Interview mit Els Kuijpers, in welchem es um die Performativität und Erfahrung von Gestaltung geht, sowie um die Möglichkeiten der Übersetzung von gestalterischer Praxis in Sprache.
Die dritte Ausgabe von ‚Materialien zu Ausstellungsdesign und Szenografie‘ ist der Bühnengestaltung von László Moholy-Nagy für Erwin Piscators Inszenierung des Stückes “Der Kaufmann von Berlin” von 1929 gewidmet. Die Inszenierung wurde nicht nur aufgrund der politischen Inhalte zum Skandal, auch die von der Presse als „Maschinentheater“ bezeichnete Szenografie erregte Aufsehen. Die formalen Mittel, die Moholy-Nagy in seinen Bühnenbildern für Piscator einsetzte – wie Laufbänder, mobile Stahlgestänge, Licht- und Schattenspiele, Film- und Diaprojektionen – übertrug er 1930 in seine „Ausstellungsszenografien“ für den Theaterbereich der Werkbundausstellung beim Salon des Arts Décoratifs in Paris sowie in seinen Entwurf des „Raums der Gegenwart“ für das Provinzialmuseum in Hannover. Die Radikalität von Moholy-Nagys Bühnenentwürfen geht aus den bekannten Szenenfotos von Lotte Jacobi kaum hervor. Daher umfasst das vorliegende Heft 28 von Moholy-Nagy gezeichnete Bühnenpläne, welche den bühnentechnischen Ablauf des Stückes nachvollziehbar machen, das Programmheft mit Umschlaggestaltung und Fotografien des Bühnenmodells ebenfalls von Moholy-Nagy, sowie eine ausführliche Rezension von Carl von Ossietzky, erschienen 1929 in der Weltbühne.
Der Umschlag des 3. MAS Heftes wurde von dem Kurator Moritz Küng gestaltet. Eingeladen auf dem Cover zum Begriff „Darstellungspolitik“ Stellung zu nehmen und inspiriert vom Titel des Magazins, musste Küng daran denken, wie sich vor rund 25 Jahren ein guter Freund – ein Anwalt für Mietrecht – bei ihm beklagte, dass er als leidenschaftlicher Fotograf eigentlich lieber Künstler geworden wäre. In einer Mischung aus Wehmut und Frustration kommentierte er im Schweizer Dialekt den Beruf des Kuratoren wie folgt: “Aber was machsch du eigentlech: Käffeli trinke, Zigarettli rauche ond Föteli luege”. Dementsprechend illustrierte Küng den Beruf des Kurators mit im Internet gefundenen Stock-Fotos (Kaffeetasse, Aschenbecher, Dias).
Die zweite Ausgabe von ‚Materialien für Ausstellungsdesign & Szenografie’ zeigt das Werk des polnischen Architekten Stanisław Zamecznik (1909-71), der fast ausschließlich als Ausstellungsgestalter gearbeitet hat und damit eine wichtige Position in der polnischen Nachkriegsmoderne formulierte. Als Ausstellungsdesigner bewegte er sich am Rand der Architekturprofession und wusste die dort auffindbaren Freiräume für radikale gestalterische Experimente zu nutzen. Im Werk von Zamecznik überschneiden sich einige wichtige Diskurse der Nachkriegszeit: Die Infragestellung des Funktionalismus in der Architektur, die Öffnung zu freieren Formen und Alltagspraxen der Menschen, die Verschmelzung von Skulptur und Malerei zu Rauminstallationen und die damit verbundene aktive Rolle der Betrachter.
"Materialien zu Ausstellungsdesign und Szenografie" ist eine neue Publikationsreihe des Fachbereichs Ausstellungsdesign und Szenografie der HfG Karlsruhe. Sie setzt sich mit der Gestaltung von narrativen Räumen als kritischer Designpraxis auseinander. Materialien zu Ausstellungsdesign und Szenografie ist als fortlaufende Materialsammlung angelegt, in der Beiträge zu Diskussionen in unserem Fachgebiet zusammengetragen und zugänglich gemacht werden. Wir betrachten die einzelnen Ausgaben als Ausstellungsräume und die bedruckten Seiten als Displays. Dabei geht es uns nicht vorrangig um die Produktion neuer Beiträge sondern um bestehende Materialien, die durch ihre Auswahl, Kombination, Kontextualisierung oder Kommentierung, sowie ihre gestaltete Darstellung in Printform neue Zusammenhänge und Perspektiven herstellen.
Die erste Ausgabe von "Materialien für Ausstellungsdesign & Szenografie" beschäftigt sich mit Ausstellungsdesign als einer künstlerischen Praxis, die in den 1980er Jahren verstärkt sowohl von Künstlern als auch von Architekten und Designern als eigene Ausdrucksform in Anspruch genommen wurde. Ein Interview mit der amerikanischen Künstlerin Judith Barry beschreibt, wie in der politisierten Kunst der 1980er Jahre auf Design zurückgegriffen wurde. Helmut analysiert das komplizierte, historische Verhältnis von künstlerischer und gestalterischer Arbeit und geht der Frage nach inwieweit der sozialreformerische Anspruch von Design erneut zum Ausgangspunkt sowohl von kritischer als auch von künstlerischer Praxis werden kann.