Eine filmische Montage des Archivs von Kunsthistoriker Heinrich Klotz lässt Zusammenhänge erkennen zwischen Postmoderne, digitalen Medien und der Hoffnung auf eine neue Kunst.
Die alte Umwelt ist nicht mehr vorhanden, es klaffen Lücken, ganze Städte sind dem Boden gleich gemacht worden. Kann man eine lebenswerte Stadt wiederherstellen, ohne die Aggressionen des Krieges zu verdecken? Oder sind die Ruinen eine einmalige Chance, die Innenstädte von Grund auf neu zu gestalten? Ausgehend vom Wiederaufbau der deutschen Altstädte nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigte den Kunsthistoriker Heinrich Klotz die Rückgewinnung eines sinnlichen Erlebens in Architektur und Kunst. So sagte er den radikalen Forderungen einer alles erneuernden funktionalen Architektur den Kampf an, da sie nur noch gesichtslose Container baute. Die postmoderne Architektur verteidigte er wiederum gegen den Vorwurf des Kitsches. Und Computerspiele und virtuelle Realitäten erhob er zu Kunstwerken. 1984 gründete er das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt und 1989 das Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe.
A cinematic montage of the archive of art historian Heinrich Klotz reveals connections between postmodernism, digital media, and the hope for a new art.
The old environment is no longer there—gaps remain, entire cities have been leveled. Can a livable city be restored without covering up the aggressions of war? Or are the ruins a unique opportunity to redesign city centers from the ground up? Beginning with the post-World War II reconstruction of German historic towns, art historian Heinrich Klotz focused on reclaiming a sensual experience in architecture and art. He opposed the radical demands of an all-renewing functionalist architecture, which, in his view, only produced faceless containers. At the same time, he defended postmodern architecture against accusations of kitsch. He even elevated video games and virtual realities to the status of artworks. In 1984, he founded the German Architecture Museum in Frankfurt, followed by the Center for Art and Media in Karlsruhe in 1989.
Gefördert durch die Riemschneider Stiftung, die Gesellschaft zur Förderung der Kunst und Medientechnologie e.V. und das Zeitbild-Lab der HfG Karlsruhe.
Unterstützt durch den Südwestrundfunk, den Hessischen Rundfunk, dem Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, Andec Filmtechnik und DCM - Digital Cinema Mastering.
Eine Studiolo Film Produktion
Untertitel des Projekts/Werks (en)
Heinrich Klotz on Architecture and New Media
Ausführliche Beschreibung
Rezensionen:
*"Wir tauchen sofort ein in die Gedankenwelt von Heinrich Klotz, dem Gründungsvater des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt am Main, des Zentrums für Kunst und Medientechnologie und der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Unterlegt von Foto- und Filmaufnahmen hören wir seine Stimme und folgen seinen kunsthistorischen, architekturästhetischen und medientheoretischen Ausführungen. Wir erfahren von seiner Idee eines sinnlichen Erlebens in Architektur und Kunst, dem Aufkommen einer zweiten Moderne. Christian Haardt nähert sich der Person Heinrich Klotz (1935–1999) in fünf Kapiteln. Dabei greift er ausschließlich auf Archivmaterialien zurück: Diktierbandaufnahmen, Ausschnitte aus Interviews von Radioanstalten, Filmaufnahmen aus privaten, aber auch institutionellen Archiven. Dank seiner Auswahl gelingen Christian Haardt erhellende Zeitbezüge. Das historische Material konfrontiert uns mit Fragen und Gedanken, die uns als Gesellschaft auch aktuell beschäftigen. Wie wollen wir wohnen? Welche Gestalt sollen unsere Städte haben? Wie spiegelt sich unsere Geschichte in der Architektur wider? Fast zum Ende des Films hören wir die Worte, die heute große Aktualität haben: 'Wir brauchen offenbar ein wenig mehr zum Leben als nur das, was absolut notwendig ist.' Neben dem Theoretiker erleben wir Heinrich Klotz in seinem privaten Umfeld, als Familienmensch und Besitzer eines historischen Fachwerkhauses. In den Schlussmomenten des Films sehen wir ihn aus vollem Herzen lachend im Kreise seiner Familie und stimmen wehmütig ein – was würde er im Hier und Heute sagen?"
— Carmen Beckenbach, 2020
"Christian Haardt entscheidet sich, seinen Mentor Heinrich Klotz zu würdigen, indem er einen Dokumentarfilm schafft, der trotz der Stimme und der Zeugnisse des deutschen Historikers und Theoretikers (einschließlich seines eigenen Super-8-Persönlichen Archivs) eine Aura des Geheimnisvollen bewahrt und gleichzeitig eine kontroverse, vitale, fast proteische Architekturlektion vermittelt. Als Gründer und Kurator moderner Museen ist Klotz faszinierend, da er sowohl pragmatisch als auch ketzerisch ist (er ärgert sich über den Modernismus, weil er 'die Funktionalität zum Dogma gemacht hat'). Er führt uns durch das Nachkriegsdeutschland und seine Architektur, analysiert mit chirurgischer Präzision und benennt das Überholte. Gleichzeitig träumt er von Utopien, setzt sich mit Adorno auseinander, reflektiert über Disneyland und New York und zeigt seine spielerische Freude an Städten."
Preise & Festivals
Buenos Aires Festival Internacional de Cine Independiente 2021 | Offizielle Auswahl
Doclisboa International Film Festival 2019 | Offizielle Auswahl
Ausführliche Beschreibung (en)
Reviews:
*"We immediately immerse ourselves in the world of Heinrich Klotz, the founding father of the German Architecture Museum in Frankfurt, the Center for Art and Media, and the Karlsruhe University of Arts and Design. Accompanied by photo and film footage, we hear his voice and follow his reflections on art history, architectural aesthetics, and media theory. We learn about his idea of a sensual experience in architecture and art, and the emergence of a second modernity. Christian Haardt approaches Heinrich Klotz (1935–1999) in five chapters, using exclusively archival material: dictaphone recordings, excerpts from radio interviews, and footage from both private and institutional archives. Thanks to Haardt’s selection, illuminating historical references emerge. The archival material confronts us with questions and ideas that remain relevant today: How do we want to live? What should our cities look like? How does our history reflect in architecture? Near the end of the film, we hear words that feel strikingly timely: 'Apparently, we need a little more in life than just the absolutely necessary.' Alongside the theorist, we see Heinrich Klotz in his private life—as a family man and the owner of a historic half-timbered house. In the closing moments, we watch him laughing wholeheartedly among his family, and we join in wistfully—what would he say about today’s world?"
— Carmen Beckenbach, 2020
"Christian Haardt chooses to honor his mentor, Heinrich Klotz, by creating a documentary that, despite featuring the voice and testimonies of the German historian and theorist (including his own Super 8 personal archive), succeeds in maintaining an aura of mystery while delivering a controversial, vibrant, almost protean lesson in architecture. As a founder and curator of modern museums, Klotz is a fascinating figure—both pragmatic and heretical. He grows frustrated with modernism for 'turning functionality into dogma' and takes us through post-war Germany and its architecture, analyzing with surgical precision and calling out the obsolete. At the same time, he dreams of utopias, engages with Adorno, reflects on Disneyland and New York, and revels in the joy of experiencing cities."
Awards & Festivals
Buenos Aires International Independent Film Festival 2021 | Official Selection
Doclisboa International Film Festival 2019 | Official Selection