Plastic Fugue ist eine interaktive Klanginstallation, die mit einer Kindheitserinnerung an die Konzertflöte beginnt, ein Instrument, das ich aufgrund finanzieller Schwierigkeiten nie erlernen konnte und das für mich zum Symbol des Klassismus wurde. Finanzielle Einschränkung ist nicht nur unangenehm, sondern lässt Kinder sich als ungeeignet empfinden, überhaupt etwas zu versuchen, und normalisiert dadurch Klassismus, selbst in der Kunst.
Es passierte mir erneut, als ich Malerei studierte. Die Materialien, Leinwand, Holz, Stoff, Papier, Farbe, Öl, ja sogar ein Bleistift, werden mit einer gewissen Aura vermarktet. Unsere Kunst ist längst zu sehr mit der neoliberalen Wirtschaft verstrickt, ironischerweise im Widerspruch zu ihrem eigentlichen Ziel, Freiheit. Die Qualität von Kunst über den Preis der Materialien zu definieren, ist eine Wiederholung alter Muster, so wie Blau und Grün einst als Zeichen des Reichtums galten und dem Adel vorbehalten waren.
Diese Struktur führte dazu, dass ich klassische Musik als die einzig wahre Musik betrachtete und die Leinwandmalerei, die im späten 15. Jahrhundert in Italien entstand, als den allein gültigen Standard in der bildenden Kunst. Jahrzehnte später erkannte ich, dass es jenseits dessen, was ich damals als Kunst verstand, auch Formen gab, die aus verschiedenen kulturellen Kontexten stammen und nicht als Teil dieses Standards wahrgenommen wurden. Dann versuchte ich, all diese ironischen Elemente in die verschiedenen Medien einzubringen, mit denen ich bisher gearbeitet hatte.
Plastic Fugue als Diplomprojekt besteht aus vier Teilen:
0. Introducing ipcl, ein Einführungsvideo, das eine Produktpräsentation imitiert. CEO Framey von „Moberm“, einer fiktiven Firma, spricht darüber, wie Moberm aufgrund der Kindheitserinnerungen des CEOs beschloss, sein Geschäft auf Musikinstrumente auszuweiten. Das Video behauptet selbstbewusst die Multifunktionalität der air&dust-Instrumente, bleibt dabei jedoch letztlich inhaltsleer. Framey, die sprechende Figur, artikuliert indirekt die Erzählung der Person hinter dem Werk und stellt gleichzeitig eine von Stereotypen und Neoliberalismus durchzogene Kunststruktur nach.
1. Plastic Fugue, eine interaktive Klanginstallation, bestehend aus sechs Flöten (air 5-10, air Pp 1), die jeweils nur einen Ton erzeugen und über codierte Dirigierknöpfe ferngesteuert aktiviert werden. Die Reihenfolge der Töne ist jedes Mal zufällig. Die Fuge wird auf ihre Struktur reduziert und in ein Spiel mit Sequenz und Zeit überführt. Anstelle der idealisierten Ordnung stelle ich mir eine offenere Art der Klangmontage vor, eine Art demokratischer Kontrapunkt.
2. Sax Recital, ein Video, gespielt von Arno Arial mit der DIY-Saxophone-Serie, deren Mundstücke auf Open-Source-3D-Modellen basieren und handgefertigt aus PCL und PLA bestehen. Das Stück wurde aufgenommen, während Arial Kopfhörer trug, um klassische Musik zu hören, sowie lärmunterdrückende Ausrüstung darüber, um sowohl äußere als auch selbst erzeugte Klänge auszublenden. Das Video läuft im Ausstellungsraum in Dauerschleife und bildet gemeinsam mit Plastic Fugue eine gebrochene fugenhafte Gegenstimme.
3. Pp 1-8, air 1-4 und dust 1-2, frühe Instrumente und Polymer-Gemälde, bei denen ich keinen überzeugenden Grund fand, weiterhin traditionelle Materialien zu verwenden. Also entschied ich mich, sie stattdessen mit PCL und PLA zu schaffen.
Die oben genannten Arbeiten sind das Ergebnis eines Instrumentenbaus durch DIY-Praxis und Open-Source-Dateien aus dem Internet, indem die Illusion der klassistischen Form geschmolzen, vermischt und in biologisch abbaubare Polymere gegossen wurde, nicht nur mit der Hand, sondern auch mit dem 3D-Drucker. Eine besondere Qualifikation ist für die Herstellung nicht nötig. Die Bauanleitungen für diese DIY-Instrumente werden während der Ausstellung und auf der Website zur Verfügung gestellt.
Wenn das Publikum die Knöpfe drückt, spielt dieses neutrale Orchester eine fugenhafte Struktur, bei der sich alle paar Sekunden Klänge überlagern. Die Kontrolle über das Orchester liegt beim Publikum. Die Arbeit hinterfragt geerbte Hierarchien, sowohl durch Material als auch durch Methode.
Für Kinder, die früh gelernt haben, nichts zu verlangen, und für Erwachsene, die mit dieser Erinnerung aufgewachsen sind.
Plastic Fugue is an interactive sound installation project that begins with a childhood memory of the concert flute, which I couldn't learn due to financial hardship, and which came to symbolize classism to me. Being financially debilitated is not only a discomfort, but also makes children feel unqualified to even try, thereby normalizing this classism even in art.
It happened to me again when I studied painting. The materials are marketed with an aura, including canvas, wood, fabric, paper, paint, oil, and even a pencil. Our art already conspires too much with the neoliberal economy, ironically, against its supposed goal: liberty. Classifying the quality of art based on the price of materials is repetitive, much like how blue and green, once symbols of wealth, were valued and reserved for royalty in history.
This structure led me to view classical music as the only true form of music, and canvas painting, which originated in Italy in the late 15th century, as the sole standard in visual art. Decades later, I realized there was more art behind the things I once believed to be art alone. Then I attempted to gather all these ironical elements into diverse mediums I had experienced so far.
Plastic Fugue as Diplom project features four parts.
0. Introducing air&dust, a (introduction) video that appropriates a product unveiling conference. CEO Framey from Moberm, a pseudo corporation, speaks about how Moberm decided to expand its business into musical instruments based on the CEO's childhood memory. It boldly claims air&dust’s multifunctionality in musical instruments but remains ultimately hollow.
Framey, the speaking character, serves as a device that indirectly voices the artist's narrative within the work, while also reenacting the structure of art polluted by stereotypes and neoliberalism. Character is made with the virtual youtuber avatar technique.
1. Plastic Fugue, an interactive sound installation which consists of six flutes (air 5-10, air Pp 1) with air pumps, each producing a single tone and activated remotely through coded conducting buttons. The order of play is random every time as the buttons signal remotely.
The fugue has long stood as a symbol of musical authority and elitism, a form that represents technical mastery and the traditional hierarchy of composition. In my work, I try to break apart that formal authority, stripping the fugue down to its bare structure and shifting it toward an exploration of sequence and time. Instead of upholding its idealized order, I imagine a more open, accessible way of assembling sound, a kind of democratic counterpoint. You could call it a process of unmaking the fugue, of abstracting it.
2. Sax Recital, a recital video piece played by Arno Arial featuring DIY-Saxophone series, which is a quite decent structure of mouthpiece built using open-source 3D models and handcrafted with PCL and PLA. Filmed while Arial was wearing earphones for listening to classical music and soundproof gear on top to block out both external and self-produced instrumental sound. This piece is loop-playing all the time in the exhibition, making broken fugal counterpoint together with Plastic Fugue.
3. Pp 1-9, air 1-4, and dust 1-2, early-made instruments and polymer paintings which I found no compelling reason to continue using traditional materials, and so I ended up creating them with PCL and PLA.
The above instruments and paintings are the result of instrument-making through DIY-ness and open-source files from the internet by melting, merging, and mixing the illusion of classism's shape into biodegradable polymers, not only with a hand, but also with a 3D printer. However, any sacred qualification to make is not needed. DIY instructions for these DIY instruments are distributed at the exhibition and website.
When audiences press the buttons, this neutral orchestra plays a Fugue-like style, which overlaps sounds every few seconds. Placing control of the orchestra in the hands of the audience, the work democratizes a position of authority and questions inherited hierarchies through both material and method.
Wir alle verlassen irgendwann unser erstes Zuhause (das Zuhause unserer Kindheit), entweder freiwillig oder unfreiwillig. Dieser Abschied ist mehr als nur ein physischer Umzug; er markiert den Beginn einer Reise, auf der wir uns ein neues Zuhause schaffen und gleichzeitig die Sehnsucht nach dem Zuhause der Vergangenheit zurücklassen.
Aber Zuhause ist nicht nur der Ort, an dem wir geboren und aufgewachsen sind; es ist auch der Ort (oder Zustand), an dem wir unsere Identität formen, und der psychologische Raum, in dem wir unsere Erinnerungen und Emotionen speichern. Bevor wir weggehen, erinnern wir uns an Zuhause als einen physischen Ort, der uns vertraut und beruhigend ist, aber nachdem wir weggegangen sind, wird es allmählich weniger zu einem konkreten Bild und mehr zu einem fließenden, psychologischen Konzept. Es ist nicht nur ein Verlust, sondern ein Prozess des Findens und Schaffens eines neuen Zuhauses.
In der modernen Welt, in der sich so vieles so schnell verändert, erfinden wir uns ständig neu und das Zuhause ist kein festes Konzept, sondern wird durch die Orte, Erfahrungen und Beziehungen, die wir bewohnen, neu definiert. Heimat ist unser Ausgangspunkt und bleibt nicht unbedingt an einem Ort; vielmehr bewegen und verändern wir uns und entdecken und schaffen auf diesem Weg neue Formen von Heimat.
Was bedeutet also Zuhause für uns und wie schaffen wir es?
We all leave our first home (our childhood home) at some point, either willingly or unwillingly. This departure is more than just a physical move; it marks the beginning of a journey where we create a new home, while at the same time leaving behind a sense of nostalgia for the home of our past.
But home isn't just the place where we were born and raised; it's also the place where we form our identity, and the psychological space where we store our memories and emotions. Before we leave, home is remembered as a physical place that is familiar and comforting, but after we leave, it gradually becomes less of a concrete image and more of a fluid, psychological concept. It's not just a loss, but a process of finding and creating a new home.
In the modern world, where so much is changing so quickly, we are constantly re-creating ourselves, and home is not a fixed concept, but is redefined by the places, experiences, and relationships we inhabit. Home functions as our base point, and it doesn't necessarily stay in one place; rather, we move and change, discovering and creating new forms of home along the way.
So, what does home mean to us, and how do we create it?