Der Titel dieser Ausstellung, "Between the 'No Longer' and the 'Not Yet'", stammt aus den Schriften von Victor Turner über Liminalität. Turner beschreibt Liminalität als einen Übergangszustand – einen Moment, in dem man eine frühere Rolle oder einen früheren Status verlassen hat aber noch nicht vollständig in eine neue Position eingetreten ist. Es ist ein Zustand der Ungewissheit und Transformation. Vertraute Strukturen lösen sich auf und lassen einen in einer undefinierten und instabilen Lage zurück.
Dieses Konzept spiegelt meine Erfahrung als Ausländerin in Deutschland wider. Ich habe Korea verlassen, befinde mich aber noch immer in einem Schwebezustand, ohne mich vollständig angekommen zu fühlen. Um diesen Zustand des Dazwischen auszudrücken, habe ich Flure als visuelle Metapher verwendet. Beim leisen Umherwandern durch diese Flure, beim Fotografieren aus der Distanz, bin ich mir selbst begegnet.
Aus dem fotografischen Projekt entwickelte sich die Videoarbeit "The Act of Cleaning" (2025), die gemeinsam mit den Fotografien gezeigt wird. Inspiriert von Mary Douglas' Ideen zu Reinigungsritualen – bei denen das Säubern Ordnung in das Chaos bringt –, habe ich das Putzen zu meinem eigenen Ritual gemacht. Douglas argumentiert, dass Gesellschaften Ordnung schaffen, indem sie Dinge in klare Kategorien einteilen. Doch Wesen oder Konzepte, die sich diesen Kategorien entziehen – wie Migrant*innen, Hybride oder diejenigen in Übergangszuständen –, werden oft als störend empfunden. In diesem Kontext wurde das Reinigen zu einem Weg, mit der Spannung des Dazwischenseins umzugehen.
Mit bloßen Händen wischte ich jede Stufe der Treppen ab, durch die ich mich bewegte. Die Reibung zwischen Lappen und Boden, das Geräusch des ausgewrungenen Wassers und das Echo meiner Schritte füllten den Flur. Der Boden wurde vollkommen durchnässt – die Grenze zwischen Reinigen und Verschmutzen verschwamm. Diese repetitive, beinahe meditative Handlung veränderte meine Beziehung zu diesen Räumen. Das Putzen wurde mehr als eine praktische Geste – es wurde zu einem Akt, meine Präsenz zu behaupten und sie zugleich zu hinterfragen.
The title of this exhibition, "Between the 'No Longer' and the 'Not Yet'", comes from Victor Turner's writings on liminality. Turner describes liminality as a transitional state—when one has left behind a previous role or status but has not yet fully entered a new one. It is a state of ambiguity and transformation. Familiar structures dissolve, leaving one in an undefined and unstable position.
This concept reflects my experience as a foreigner in Germany. I left Korea, yet I find myself lingering in a liminal state, not fully settled. To convey this in-between state, I used hallways as a visual metaphor. Wandering through hallways quietly, photographing them from a distance, I came face to face with myself.
This photographic project developed into the video work, "The Act of Cleaning" (2025), which is presented alongside the photographs. Inspired by Mary Douglas's ideas on purification rituals—where cleaning imposes order on chaos—I chose cleaning as my own ritual. Douglas argues that societies create order by classifying things into clear categories. Yet, beings or concepts that defy these categories—such as migrants, hybrids, or those in transitional states—are often seen as unsettling. In this context, cleaning became a way to navigate the tension of existing in ambiguity.
Using my bare hands, I wiped down each step of the staircases I walked through. The friction between the rag and the floor, the sound of squeezing water, and the echo of my footsteps filled the hallway. The floor became completely soaked, blurring the boundary between cleaning and staining. This repetitive, almost meditative act transformed my relationship with these spaces. Cleaning became more than a practical gesture—it was a way to assert my presence while simultaneously questioning it.
"Etwas Aufnehmen" ist eine 30-minütige interaktive Reading Performance über den (Tast-) Sinn. Sie findet an einem 15 m langen Steintisch statt, 80 kg kinetischer Sand liegen auf ihm verteilt. Die Performance entstand in sechsmonatiger Recherche und im Austausch mit einer blinden Künstlerin, einem Tastforscher, einem Übersetzer von visuellen Lernmaterialien und einer Tierkommunikationsexpertin und erzählt außerdem von einer Kollaboration mit einem Hund (Betty). Welchen Stellenwert nimmt der Tastsinn in unserer Wahrnehmung ein, um Dinge wortwörtlich zu "begreifen"? Wie kommuniziere oder gestalte ich mit einem Tier, welches auf ganz andere Sinne zurückgreifen kann? "Etwas Aufnehmen" hinterfragt die eigene Wahrnehmung und beschreibt den Drang nach Verständigung. Die Reading Performance ist sowohl taktil, auditiv als auch visuell wahrnehmbar.
Beschreibung (en)
"Get in touch with" is a 30-minute interactive reading performance about the (tactile) sense. It takes place on a 15 metre long stone table with 80 kg of kinetic sand on top. The performance is the result of a six-month research and exchange with a blind artist, a tactile researcher, a translator of visual learning materials and an animal communication expert, and also tells of a collaboration with a dog (Betty). What role does the sense of touch play in our perception? How do I communicate or design with an animal that has access to completely different senses? "Etwas Aufnehmen" questions our own perception and describes the urge for understanding. The reading performance can be experienced tactilely, acoustically and visually.
Willkommen im Grand Hotel, liebe Passagiere! Das Reisebüro Ghostly Matters bietet Ihnen eine saisonale Fahrt durch die weite, unheilvolle Landschaft des Schwarzwalds mitten in das Herz eines ehemaligen Grandhotels: Waldlust. Seine offenen Türen verbreiten den einzigartigen Duft von Urlaub, Klassizismus, Kunst und Luxus. Entdecken Sie mit uns die unerzählten Erzählungen seiner Wände, Möbel, Küche, Mitarbeiter und Gäste, die das Internationale mit dem Lokalen verbinden. Welche Spuren hinterlassen sich nach dem Verlassen der Zimmer im Hotel? Unser Team empfängt Sie am 5. Juli in Freudenstadt zu einem außergewöhnlichen Besuch der Ausstellungsstätte Waldlust. Die kommende Ausstellung ist die Fortsetzung einer kritischen und spielerischen Auseinandersetzung mit dem Erbe und dem zeitgenössischen Status von Grand Hotels. Welche Geister verfolgen uns in den Räumen des klassizistischen und kolonialen Luxus, in den Kammern der Fürsorge und Gastfreundschaft und in den Treffpunkten von Künstlern und wohlhabendem Bürgertum? Welche Zukünfte könnten aus einem Pool verschiedener Zeitlichkeiten entstehen? Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen Waldlust e.V., HfG Karlsruhe, ABK Stuttgart und Hochschule Offenburg.
Welcome to Grand Hotel, dear passengers! The travel agency Ghostly Matters offers you a seasonal ride through the vast, ominous landscape of the Black Forest right into the heart of a former Grand Hotel: Waldlust. Its open doors are spreading the unique odor of holidays, classism, art and luxury. Discover with us the untold narratives of its walls, furniture, kitchen, employees and guests, that merged the international and the local. Which traces are inscribed in the hotel after the rooms are left? Our Team will welcome you on the 5th of July in Freudenstadt for a remarkable visit to the exhibition setting at Waldlust. The upcoming exhibition is the continuation of a critical and playful exploration on the legacy and contemporary status of grand hotels. Which ghosts are haunting us in the spaces of classicist and colonial luxury, the chambers of care work and hospitality and meeting places of artists and wealthy bourgeoisie? Which futures could emerge out of a pool combining various temporalities? The exhibition is a collaboration between Waldlust e.V., HfG Karlsruhe, ABK Stuttgart and Hochschule Offenburg.